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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
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Es stellte sich heraus, daß die entlastende Verfügung Fried­richs I. noch immer zu Recht bestand:

Nachdem Wir erwogen, wassgestalt benannter Jud Liebmann und dessen Ehefrau einen weit größeren Handel alss verschiedene andere christliche Kauffleuthe einige Jahre her getrieben, und sowol bey Unserer alss Unseres in Gott ruhenden Herrn Vaters gnädiger Regierung mit Unserer Hoffstatt-Bedienten wie auch mit verschie­denen Standes und anderen Persohnen verkehrt, ingleichen dass sie bei diesem Ihrem großen Handel aus Ihren Han­dels Büchern niemahlen einiger Unrichtigkeit noch Ge- fährung biss hierher bezeuget worden, so sehen Wir..."

Daß die Maßnahmen des Königs keineswegs judenfeind­licher Gesinnung entstammten, beweist die hohe Anerken­nung, die er jüdischer Leistung zollte. Gleich im ersten Jahre seiner Regierung ernannte er den Schutzjuden Moses Levi Gumperz in Kleve, dessen Vater und Oheim dem königlichen Hause bereits nützliche Dienstevorzüglich geleistet hatten (vgl. Seite 95), zum Ober-Hof- und Kriegs­faktor und betraute ihn auch fernerhin mit Lieferungen für den Hof, besonders für die Armee. Gumperz durfte mit Frau, Kindern und Hausgehilfennach Gefallen, wo er wollte, häuslich und wohnhaft sich niederlassen. Er war nicht der Judenkommission unterstellt.

Moses Gumperz wurde 1713 Ober-Hof- und Kriegs­faktor und erhielt nebst seinem Vetter Elias 1719 das Tabak­monopol, 1723 die Münzprägung.

Ein zeitgenössischer christlicher Historiker rühmt Gum­perz:Ein eingefleischter Jude zwar, aber sonsten ein ehr­licher Kerl, der auch viel Gutes zum allgemeinen Besten tut." Kein Beamter durfte ihn an den Berliner Stadttoren anhalten. Als Zeichen seiner besonderen Zufriedenheit ließ ihm der König Friedrich Wilhelm die folgende Kabinetts­order zugehen:

Nachdem Se. König). Majestät in Preußen etc., unser allergnädigster Herr, haben wollen, dass Dero Ober-Hof-

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