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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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und Kriegsfaktor Gumperz, sowohl wegen seiner Familie, die seit undenklichen Jahren hier in Dero Lande ge­wöhnet, als auch wegen der letzt gelieferten Ammunition, womit Sie allergnädigst vollkommen zufrieden, gleich an­deren Dero Dienern einen Degen tragen soll, als ver­sprechen Sie, ihn auch hierbey allergnädigst zu schützen.

Uhrkundlich haben höchstgedachte Königl. Majestät dieses eigenhändig unterschrieben und mit Dero geheimem Cabinetssiegel bedrückt.

Gegeben Berlin, den 2. April 1717.

Friedrich Wilhelm.

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Diese durchaus wohlwollende Gesinnung schlug in ihr Gegenteil um, als sich der König einmal von einem Liefe­ranten der Staatlichen Münze, Levin Veit , bet rogen wähnte. Veit hatte für die Münze Silber aufgebracht und an­scheinend ein großes Vermögen erworben. Als er 1721 starb, fand sich in seinem Nachlaß kein Pfennig. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wäre er nicht dem Staate 100000 Taler schuldig geblieben. Wo war das Geld? Alle Nachforschungen verliefen ergebnislos. Der sparsame König der verkörperte Ordnungssinn war außer sich. Er glaubte, die ganze Berliner Judenschaft sei beteiligt; also muß sie für den Frevel büßen. Die Gemeinde erhält Be­fehl, sich eines Morgens im August 1721 im Tempel einzu­finden. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie ihr Gotteshaus von Soldaten umstellt findet und der königliche Hofprediger Jablonsky erscheint! Der Bann, den der Rabbiner und der Vorstand bisher niemals ohne Genehmigung der Juden­kommission verhängen durfte, wird nunmehr über die ganze Gemeinde ausgesprochen.

Von da an sah die Regierung dem Vorstand etwas schärfer auf die Finger. Er hatte sich zwar keiner Unter­schlagung schuldig gemacht; die Kassenführung aber ließ

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