und welcher Herkunft, lieferte die Fürsorge der Berliner Juden für die aus Salzburg vertriebenen durchreisenden Protestanten. Sie veranstalteten für sie eine Geldsammlung im Tempel, labten sie mit Speise und Trank und beschenkten sie mit Leinenzeug. Auf die Frage: „Warum tut Ihr an den Christen Gutes?“ antworteten die Männer: „Sie sind Fremdlinge, wie wir; und wir sind Bürger, wie Ihr.“ Die Frauen: „Gott führt die Sache der Wittwen und Waisen, liebt den Fremdling und gibt ihm Speise und Kleidung.“
Hand in Hand mit einer unverkennbaren inneren Läuterung ging ein gewisser wirtschaftlicher Aufstieg. Er fand seinen Ausdruck in einer regeren Beteiligung der märkischen Juden an der Frankfurter Messe. Hier fanden sich auch Rabbiner ein, um mit den Messegästen Gemeindeangelegenheiten zu besprechen — inoffizielle „Judentage“. Von Frankfurt aus verhängten sie sogar den Bann. Der „kleine“ Bann war erträglich, denn Verwandte und Freunde durften mit dem Gebannten ruhig weiter verkehren. Wer in einmonatiger Gnadenfrist keine Reue zeigte, den traf der „schwere“ Bann, der gleichbedeutend war mit Ausstoßung aus der jüdischen Gemeinschaft. Niemand durfte mit dem Schuldigen verkehren; religiöse Ehren wurden ihm ebenso versagt wie eine Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof. Wiederholt unterstrich der Bischof, ja sogar der Kaiser, diesen jüdischen Bann. Die Güter von Juden, die mit einem Geächteten weiterverkehrten, verfielen dem Staat. Einen solchen schweren Bann verhängten die Frankfurter „Meßgerichte“ 1725 über die sektiererischen Sabbatianer.
Der zunehmende Besuch der Messe zeitigte auch eine zahlenmäßige Vergrößerung der Frankfurter Gemeinde. Sie hatte sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts von 74 im Jahre 1700 durch Zuzug aus Polen auf 650 Seelen vermehrt; darunter befanden sich 20 „Buchdrücker bey der Universität“.