Druckschrift 
Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
151
Einzelbild herunterladen

In Potsdam erhielt ein aus Prag stammender Schutzjude Hirsch David vom König Friedrich Wilhelm I. unterm 17. Januar 1731 die Erlaubnis, und sogar auf zwölf Jahre, ein Monopol zur Samt- und Seidenfabrikation. Noch mehr: der König stellte ihm fünf Häuser in der Nauener und Branden­burger Straße zur Errichtung dieser Fabrik zur Verfügung. Zwei Jahre später legte Hirsch David noch eine Wollplüsch- fabrik an. Der Erfolg des Davidschen Unternehmens war so günstig, daß die Regierung die Einfuhr ausländischen Samts verbot und die Geschäftsleute anwies, ihren Bedarf in diesem Stoff nur bei der Firma Hirsch David zu tätigen. Friedrich II. bestätigte das Privileg auf weitere zehn Jahre. Er streckte dem Besitzer sogar 8000 Taler vor, denn er war mit dem bisherigen guten Succeß der Potsdamer Fabrique wohl zufrieden, und des publici Interesse erfordert es, selbige zu souteniren.

DieserSucceß veranlaßte auch andere Juden, wie Isaak Levin, Moses Rn), ies (Ephraims Schwiegersoh Isaak Bernard u. a. Stickerei-, Seidendamast- und Taffet-Stofftapeten-Fabriken und Baumwollspinnereien in Berlin und Potsdam zu gründen.

Isaak Joel legte eine Tapeten-, Veitel Wolf eine Nähnadelfabrik, Michael Hirsch eine Spitzenklöppelei an. Die Firma Veitei Ephraim ließ 600 Waisen- und andere arme Kinder im Anfertigen von Zwirnkanten (vgl. S. 175), aber auch von goldenen und silbernenTouren und Spitzen unterrichten. Sie führte auf eigens gekauften Schiffen Holz, Porzellan, Tressen etc. über Hamburg nach Frankreich, sogar nach der Türkei aus und brachte aus der Ferne Rohseide mit.

Wie oben angedeutet, suchte das Generaldirektorium sich in das Seelenleben der Juden einzufühlen und ihnen die Hand zur ethischen und sozialen Vervollkommnung zu