kulturelle Hebung der Juden verlangt. Man dürfe die Juden nicht durch Abzeichen, wie den „gelben Fleck“, dem Hohn des ungebildeten Pöbels preisgeben; die Regierung müsse vielmehr für Unterweisung der Juden in der deutschen Sprache sorgen, ihr Erziehungswesen auf eine zeitgemäße Grundlage stellen, ihre Rabbiner und Schulmeister staatlichen Prüfungen unterziehen.
Ebenso erklärte der Finanzrat Manitius, die gegen die Juden allezeit eingeschlagene Gewaltpolitik entstamme hauptsächlich dem „ex papatu origierenden odium reli- giosum, welches der Ursprung alles Unglücks und des Verfolgungsgeistes in der Welt ist“. Er glaubte, die Menschheit werde diesen Religionshaß überwinden: „Bey jetziger täglich mehr und mehr sich aufklärenden Einsicht in allen facul- taeten wird nicht leicht jemand das inveteratum odium reli- gionis annoch billigen und einer gantzen nation deshalb die toleranz, den Schutz und officia humanitatis zu versagen, vor recht und billig halten.“
Als die Regierung eine Erhöhung der Schutzgelder erwog, bekannnte der General-Fiskal d’Asnières (der die Aufsicht führte) in betreff der Abgaben (praestanda): „Wenn ich mir die Frage aufwerfe, worauf denn die Bestimmung der Juden-praestandorum gegründet werden soll, so antworte ich: ich könnte es nicht sagen. Der Ursprung der Juden-Schutzgelder ist durch gantz Europa in den Verfolgungen, die die Juden erlitten, in deren Verbannung aus verschiedenen Ländern zu suchen. Dazu kam, daß die Fürsten ihre Aufnahme als ein Mittel betrachteten, ihre Cassa anzufüllen, und sich wenig daraus machten, ob die Juden fertig werden konnten oder nicht.“ Die Juden werden nicht mehr verfolgt — von ihrer Schädlichkeit ist keine Rede mehr — richten sie Schaden an, so ist dieser gewiß nicht mit praestandis gut zu machen. „Daraus erhellet, daß