freiheit viel zu hoch, als daß er etwa den Übergang von Juden zur herrschenden Kirche gewünscht oder gar begünstigt hätte. Es hatten sich nämlich junge Juden „von auswärtig“, d. h. aus Polen, in Berlin zur Vorbereitung auf den Übertritt gemeldet. Ebenso suchten sich jüdische Hausangestellte, die eine strafbare Handlung begangen hatten, unter dem Vorwände des Glaubenswechsels der verdienten Strafe zu entziehen. Bewußt, daß die Aufnahme „solcher liederlichen Überläufer“ dem Christentume nicht zur Ehre gereichen konnte, verlangte die Regierung jetzt von den Übertretenden den schriftlichen, glaubhaften Nachweis tadellosen Lebenswandels.
Wichtiger als Seelenfang war dem Könige der Wiederaufstieg seines Landes nach den drei kurz aufeinander folgenden Kriegen. Als Mittel hierzu waren ihm auch reiche, unternehmungslustige Juden willkommen. Errichtet Fabriken, führet neue Industriezweige ein — und ihr bekommt Schutzbriefe und dürfet Kinder ansetzen! So schreibt er an den Rand eines Gesuchs (d. d. 29. Oktober 1757):
„Es sollen keine Juden Privilegien kriegen, es sey, daß sie neue Fabriquen anlegen, sonsten bleibt immer dieselbige Zahl Familien.“
Inzwischen hatte er befohlen, daß die in seinen Staaten lebenden Schutzjuden nicht mehr nach Familien, sondern nach Seelen berechnet würden; wenn diese die festgesetzte Zahl überschreiten, so müsse die Regierung „die geringsten und liederlichsten aus der Judenschaft, ihres bis daher gehabten Schutzes ohnerachtet,“ wegschaffen.
Der ewige Kampf um ein paar jüdische Familien mehr oder weniger entschied sich zu allseitiger Befriedigung, wenn sich Juden durch Tüchtigkeit und Redlichkeit das Vertrauen des Königs erwarben.
Während er mittels Kabinettsorder vom 23. Januar 1755