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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
171
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freiheit viel zu hoch, als daß er etwa den Übergang von Juden zur herrschenden Kirche gewünscht oder gar be­günstigt hätte. Es hatten sich nämlich junge Judenvon auswärtig, d. h. aus Polen, in Berlin zur Vorbereitung auf den Übertritt gemeldet. Ebenso suchten sich jüdische Haus­angestellte, die eine strafbare Handlung begangen hatten, unter dem Vorwände des Glaubenswechsels der verdienten Strafe zu entziehen. Bewußt, daß die Aufnahmesolcher liederlichen Überläufer dem Christentume nicht zur Ehre gereichen konnte, verlangte die Regierung jetzt von den Übertretenden den schriftlichen, glaubhaften Nachweis tadellosen Lebenswandels.

Wichtiger als Seelenfang war dem Könige der Wieder­aufstieg seines Landes nach den drei kurz aufeinander fol­genden Kriegen. Als Mittel hierzu waren ihm auch reiche, unternehmungslustige Juden willkommen. Errichtet Fa­briken, führet neue Industriezweige ein und ihr bekommt Schutzbriefe und dürfet Kinder ansetzen! So schreibt er an den Rand eines Gesuchs (d. d. 29. Oktober 1757):

Es sollen keine Juden Privilegien kriegen, es sey, daß sie neue Fabriquen anlegen, sonsten bleibt immer dieselbige Zahl Familien.

Inzwischen hatte er befohlen, daß die in seinen Staaten lebenden Schutzjuden nicht mehr nach Familien, sondern nach Seelen berechnet würden; wenn diese die festgesetzte Zahl überschreiten, so müsse die Regierungdie geringsten und liederlichsten aus der Judenschaft, ihres bis daher ge­habten Schutzes ohnerachtet, wegschaffen.

Der ewige Kampf um ein paar jüdische Familien mehr oder weniger entschied sich zu allseitiger Befriedigung, wenn sich Juden durch Tüchtigkeit und Redlichkeit das Vertrauen des Königs erwarben.

Während er mittels Kabinettsorder vom 23. Januar 1755