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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
172
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anbefahl, daß Juden nicht mehr als sieben Prozent bei einem Darlehn ohne Pfand, sechs Prozent auf Pfänder, bei Sum­men unter zehn Talern Christen und Juden pro Taler und Woche nur einen halben Pfennig Zinsen nehmen dürfen, übertrug er seinem Hofjuwelier Veitei Ephraim in einemMünzkontrakt die Ausprägung der in den preußi­schen Landen gangbaren Geldsorten. Um diesen Auftrag wußte nur der Finanzminister, General von Retzow. Beim Beginn des Siebenjährigen Krieges trat Ephraim von dem Vertrage zurück. Gumperz rückte an seine Stelle, dem auch die Schutzjuden Moses Isaak und Daniel Itzig ihre Kapitalien zur Verfügung stellten.

Christliche Kaufleute hatten die ihnen vom Könige an­gesonnenen Münzgeschäfte abgelehnt. Juden übernahmen sie es war das erstemal, daß sie zu einer geschichtlichen, po­litischen Tätigkeit herangezogen wurden. Veitei Ephraim suchte Mendelssohn zur Teilnahme an diesen unschönen Ge­schäften zu bewegen. Dieser aber lehnte ab. Er schreibt: Alle Welt beschuldigt mich, ich hätte mir die Gelegenheit zu Nutz machen sollen, ein reicher Kerl zu werden. Aber ich kenne meine Schwachheit und weiß, daß ich recht getan habe.

Nach dem Einmarsch der Preußen in das Kurfürstentum Sachsen übernahm hier Veitei Ephraim auf Empfehlung des genannten Generals das neu eingerichtete Münz­wesen. Ephraim prägte Geldstücke aus, die man ihres geringen Silbergehalts wegenEphraimiten nannte. Aus Neid klagten Gumperz und Genossen den sächsischen Münzdirektor Ephraim an, er habe sich bei der Herstellung der Geldsorten nicht an den kontraktlich vereinbarten Münzfuß gehalten, sich dadurch bereichert und den König getäuscht. Folge: Gefangennahme, Untersuchungshaft auf der Pleissenburg. Es war ihm aber keinerlei Schuld nachzu-