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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
174
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jüdisches Geld herhalten, wenn der König in Verlegenheit war. Bald mußten ihm Juden einen Perlenschmuck, bald ein Prunkbett (für 16000 Taler) abkaufen. Mitgifts-, Nachlaß-, Hausbesitz-, Chargensteuer und Schutzgelder wirbelten durcheinander. Ein solcher Steuerdruck lastete auf den Juden, daß der Gemeindevorstand an die Mitglieder eine Verordnung erließ: wenn Friedrich II., der meistens in Pots­dam residierte, in Berlin Hof hält, darf am Sonnabend kein Jude über die Schloßbrücke gehen, weil zu befürchten ist, daß eine neue Steuer erfolgt, sobald sich ein Jude in einem anständigen Rocke blicken läßt!

Selbstverständlich litten die Berliner Juden in demselben Ausmaß unter den Leiden der Kriege wie ihre christlichen Landsleute. Zu der Kontribution von 40 Tonnen Goldes und 200000 Talern Douceurgeldern in Dukaten (das Stück zu vier Talern gerechnet), die der russische General von Tottleben der Stadt Berlin auferlegte, steuerten sie reichlich bei.

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Gespräch.

Tottleben:Ich habe Order, insonderheit die Juden­schaft von Berlin nicht aus der Schlinge zu lassen. Ephraim und Itzig behalte ich als Geiseln.

G o t z k ow s k y (angesehener Berliner Bürger und Rats­mann):Exzellenz, das wäre ungerecht.

Tottleben:Herr, was unterstehen Sie sich!

G o t z k ow sk y :Unter dem Namen Bürgerschaft sind die Juden mit einbegriffen.

Tottleben:Laßt sie tüchtig bezahlen! Gotzkowsky:Zu der akkordierten Summe haben sie schon das Ihrige beitragen müssen.