Daraufhin wurden die im russischen Quartier drei Tage Tage lang gefangen gehaltenen Judenältesten in Freiheit gesetzt.
Wie sein Vater reichgewordene Bürger zum Bau neuer Häuser zwang, so verlangte Friedrich d. Gr. von den Kriegsgewinnlern die Anlage von Fabriken zur Verarbeitung von Seide und Taffet und Damast, damit niemand seinen Bedarf an kostbaren Stoffen im Auslande zu decken brauchte und das hierfür anzulegende Geld den eigenen Mitbürgern zugute kam. Der König beauftragte den Staatsminister von Schlabrendorff, die Judenschaft von dieser seiner Willensmeinung in Kenntnis zu setzen.
Daraufhin errichtete Veitei Ephraim eine Gold- und Silbermanufaktur und eine Spitzenklöppelei in Berlin und Potsdam. Daniel Itzig kaufte und erweiterte eine bis dahin unrentable Blechfabrik und plante eine Ölmühle. Auf Vorschlag des Ministers vereinigten sich immer mehrere jüdische Familien zur Gründung einer Fabrik. Solchen unternehmungslustigen Juden erteilte Friedrich II. nebst ihrem Privilegium auch noch die Erlaubnis zur „Ansetzung“ des zweiten Kindes. Auf diese Vergünstigung hin ward z. B. in Templin eine Strumpf- und Mützenfabrik eröffnet. „Das zweite Kind“ stellte auch die lockende Prämie für die Ausfuhr inländischer Fabrikate dar. Wer nachweisen konnte, daß er jährlich für 1500 Taler Fabrikwaren jenseits der schwarz-weißen Pfähle abgesetzt habe, durfte das zweite Kind ansetzen.
Ordnungsmäßiger Handel erfreute sich immer des königlichen Schutzes. Als aber an der polnischen Grenze der Schmuggelhandel dem preußischen Zoll große Summen entzog, ließ der Monarch durch die jüdischen Oberältesten, die Land- und Steuerräte, Magistrate und Polizeiämter bekannt machen, daß das Schmuggeln — „es bestehe auch solches in
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