gereichen der Stadt zur Zierde. Ihre Salons wachsen sich zu Sammelplätzen geistreicher Männer und Frauen aus. Des Königs Schwester Prinzeß Amalia weilt in der Laubhütte des Arztes de Lemos (dessen Töchterchen Henriette vor Schreck über den hohen Gast im Begrüßungsgedicht stecken blieb). Jüdische Kinder empfangen gediegenen Unterricht, auch in fremden Sprachen, und erblühen zu feingebildeten Menschen.
Außer dem Cheder, d. h. der Elementarschule, die fast nur Bibel- und Talmudkenntnisse vermittelte, gab es in Berlin keine jüdische Schule. Die bemittelten Familien hielten sich einen Hauslehrer — meistens einen Polen —, der im Hebräischen sowie im jüdisch-deutschen Lesen und Schreiben unterrichtete. Übersetzung des Gebetbuchs war kein besonderes Unterrichtsfach. Die Kinder lernten dies durch den Wortschatz, den ihnen die Bibel vermittelte. Deutsch, Französisch und Rechnen lehrten Schulmeister aus der Stadt. Weniger bemittelte Familien stellten einen kleinen Schulzirkel zusammen und hielten sich für diesen gemeinsam einen Schulmeister. Die Privatlehrer galten als „Bediente“ und durften höchstens drei Jahre amtieren. Sie mußten unverheiratet sein; nur „Mädgens-Schulmeister“ durften heiraten. Alle „Bediente“ dieser Art bedurften behördlicher Aufenthaltserlaubnis.
Die meisten Hausväter unterrichteten ihre Kinder zuerst selber, oft schon vom dritten Jahre an! Demnach waren elfjährige Talmudjünger keine Seltenheit. Daß dies beständige Gebücktsein des zarten Körpers über Folianten das Wachstum aufs Schädlichste beeinflußte, zeigt das Beispiel Moses Mendelssohns, der sich hierdurch eine Rückgratsverkrümmung zuzog. Chedarim, d. h. Talmudschulen, gab’s in jeder Gemeinde. Sie wurden durch Stiftungszinsen und Spenden (bei der Thoravorlesung) erhalten. Daran schloß