erst 1743 gegründet. Wohl hatte die Liebmannin an ihre Synagoge eine Talmudschule angeschlossen. Als der großen Gemeinde (1728) ein Vermächtnis von 800 Talern zur Gründung eines „Bet ha-Midrasch“ zufiel, war das Interesse für ein solches so gering, daß das Nachlaßkuratorium die Zinsen nach Lissa in Posen einem bereits bestehenden Lehrhaus überweisen mußte.
Vor der Gemeinde hielten die Rabbiner im Sommer all- sabbatlich nachmittags, sonst nur an den Sabbaten Haggadol (vor Pessach), Nachamu (Trostsabbat), Schuwah (vor dem Versöhnungstage) und Chanukkah eine talmudische „Drosche“, keine Predigt im heutigen Sinne. Die Rabbiner waren gewiß sehr gelehrte Herren. Keiner aber dachte an eine Verinnerlichung des Gottesdienstes, an die Erhebung der — sprichwörtlich gewordenen — „Judenschule“ zu einer Stätte wirklicher Gemütserhebung. Ebenso wenig ist die Rede von bahnbrechenden Schriften, die der unverkennbar aufstrebenden Berliner Gemeinde Ehre gemacht und das Antlitz der Zeit gespiegelt hätten.
Außer dem Rabbiner, dem Kantor, den Sängern und dem Synagogendiener stellte jede Gemeinde einen Schächter, einen Hekdischdiener für das Spital und einen Bademeister für das rituelle Bad an. In den Zeiten, die noch nicht über Zeitungen mit einem Gottesdienstanzeiger verfügten, lief an den Sabbaten und Feiertagen eine Viertelstunde vor Beginn des Gottesdienstes ein Mann durch die von Juden bewohnten Gassen, klopfte mit einem hölzernen Hammer an die Fensterläden und rief: „Geht in Schul’!“ („Geht in den Tempel!“) Das war der „Schulklopper“ oder „Kläpper“, meist der „Servir“ oder Gemeindediener.
Andere Beamte jüdischen Glaubens waren: der jüdische Torschreiber, der die Passierscheine der jüdischen Reisenden zu prüfen bzw. mit zu unterschreiben hatte (neben ihm
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