Trotz des äußeren Druckes, der hohen Abgaben an Staat und Gemeinde, erübrigten die Berliner Juden unter Friedrich d. Gr. demnach noch reichliche Mittel zu wohltätigen Zwecken, und zwar ohne Unterschied des Bekenntnisses. Staunend nahm dies die Umwelt wahr, wie eine Bemerkung von Friedrich Nicolai („Beschreibung der Residenzstädte Berlin und Potsdam“, 1786) widerspiegelt: „Die jüdischen Armenanstalten sind überaus gut eingerichtet. Verschiedene unter uns noch ganz unbekannte Einrichtungen, welche bey den Juden seit vielen Jahren im Gange sind, verdienen das größte Lob und Nachahmung. Man wird mit Vergnügen die Gutherzigkeit und edle Wohltätigkeit bemerken, mit welcher diese Nation ihre Armen versorgt; wo- bey nicht zu vergessen ist, daß die Juden zu manchen Almosensammlungen, die den Christen zugute kommen, das ihre freywillig und oft sehr freygiebig beytragen. Die Juden haben teils öffentliche Armenanstalten für die ganze Gemeinde, teils eine Anzahl freywilliger wohltätiger Gesellschaften, welche zum Teile mit der Religion verbunden sind, indem sie die Versorgung der Armen als eine gottesdienstliche Handlung verrichten.“
Die Frauen aus wohlhabenden Familien widmeten ihre ehrwürdig gewordenen Hochzeitskleider dem Tempel. Diese wurden zu Vorhängen für die Hl. Lade und zu Mäntelchen für die Thorarollen umgearbeitet. Allen Schmuck dieser Art verfertigten die Mitglieder des in jeder Gemeinde wirksamen „Frauenvereins“. Soweit man in den märkischen Gemeinden statt der üblichen Leinentücher bereits Särge zur Aufnahme der Toten verwendete, wurden diese — bei den Reichen — aus den Platten der Tische verfertigt, an denen sie Arme bewirteten.
Was bedeuteten alle diese Äußerungen jüdischen Lebens gegenüber dem Palladium unseres Volkes: dem Familien-