Neuruppin z. B. durfte sich überhaupt kein Jude niederlassen.*)
„Wir werden als Fremde erklärt“, heißt es in der Eingabe, „wir sind aber keine Fremde, die eine Zeitlang im Lande leben, gute Geschäfte machen und dann weiterziehen. Nein, wir sind Einwohner, die das Land lieben und ihm durch Fleiß und und Klugheit genützt haben.“ Ihre Bitte ging dahin, daß die Regierung „mit Zuziehung einiger redlicher Männer aus unserer Mitte ein neues Reglement entwerfe, welches, auf Grundsätze der Menschenachtung und Duldung gegründet, dem Flor des Staates und den Talenten und Kräften der Kolonie angemessen ist“.
Man sah in den Juden Fremde und sprach in Berlin — wie von der französischen Kolonie oder französischen Nation — von der „jüdischen Kolonie“, der „jüdischen Nation“.
Der König gab eine „Abschlagszahlung“, indem er den Leibzoll aufhob. Bei dieser Abgabe war die Zahlung noch nicht das Schlimmste — manch ein armer Jude mußte auf einer sechstägigen Reise — 5 1 /2 Gulden Leibzoll entrichten weit schlimmer waren die Beschimpfungen und Schläge an den Zollstationen.
Auch der Verpflichtung zur Porzellanabnahme machte Friedrich Wilhelm II. ein Ende. Bereitwillig ging er auf die von der Judenschaft angebotene einmalige Abfindung von 4000 Talern ein und erließ alle diesen Betrag übersteigenden Rückstände. Wegen versäumter Porzellanausfuhr hatte Friedrich II. den Juden eine Geldbuße von 100000 Talern aufgebürdet. Diese ungeheure Summe war beim Thronwechsel noch nicht bezahlt.
Noch mehr: der König hob die Gesamtbürgschaft der Gemeinden für etwaige Verfehlungen ihrer Mitglieder auf,
*) Als Neuruppin 1787 abbrannte, wurde auch bei den Berliner Juden für die Geschädigten gesammelt. Sie gaben aber nichts. Joh. Balthasar König fragt: „Hatten sie nicht Recht?“