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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
209
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ebenso die für Juden erhöhten Gebühren bei der Ausferti­gung von Berichten, Reskripten, Resolutionen und die bei behördlichen Briefanschriften bisher übliche Bezeichnung: An den Juden Bendix Goldschmidt, Bankier in Potsdam, oder ähnlich. Von nun an blieben die Juden auch nicht mehr auf Kleinhandel und ein paar Gewerbe beschränkt. Jetzt durften sie sogar Landgüter kaufen und Landwirt­schaft betreiben.

Eines Pferdehändlers Enkel, des Münzenentrepreneurs Daniel Itzigs Sohn, brachte es bis zum Hofbaurat, ja sogar bis zum Oberhofbankier König Friedrich Wilhelms II. Seine Schwester vermählte sich mit David Friedländer. Als sich Daniel Itzig vor den Toren Berlins, in Schöneberg, angekauft hatte, stiftete er der dortigen Kirche eine neue Glocke; die alte hatte beim Russeneinfall von 1760 ein Brand zerstört.

Die berufliche Umschichtung der Juden hatte im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts Fortschritte gemacht. Nunmehr finden sich Juden in den Hörsälen der Universitäten, Juden als Feldmesser, Maler, optische Glasschleifer, Brillenmacher, Lotteriekollekteure, Gymnastikkünstler, sogar als Kamin­feger (Leib Berend in Potsdam). An der Begrüßung der Kronprinzessin-Braut (späteren Königin) Luise durften Hulda Wolfsheim in Berlin und Gittel Gold­schmidt in Potsdam als Ehrenjungfrauen teilnehmen. Als ein Umbau des Potsdamer Tempels erforderlich wurde (1795), stiftete Friedrich Wilhelm II. ein Kapital.*)

*) Erst sieben Jahre später unter Friedrich Wilhelm III. konnte die Wiedereinweihung stattfinden. Auf die Meldung von der vollzogenen Weihe erließ der König die folgende Kabinetts­order:

Se. Kgl. Majestät von Preußen haben aus der Eingabe der Ältesten der Jüdischen Gemeinde zu Potsdam vom 8. d. Mts. die dankbaren Gesinnungen derselben wegen der dort erbauten Synagoge mit besonderem Wohlgefallen ersehen, und geben