Wie das Aufklärungszeitalter an alle Gebiete menschlicher Lebensbeziehung die kritische Sonde legte, so ward in den letzten Regierungsjahren des großen Preußenkönigs auch das Verhalten der Mehrheit gegenüber den Angehörigen der jüdischen Nation einer Nachprüfung unterzogen. Anstoß hierzu gab ein 1781 erschienenes Buch des Kriegsrats und Geheimen Archivars Christian Wilhelm Dohm: „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“. Vermehrt um eine Auseinandersetzung mit den Gegenschriften, die es zeitigte, gab es Dohm zwei Jahre später in zwei Bänden nochmals heraus. Der Verfasser wendet sich an die Weisheit der Regierungen, sie möchten aus politischen und sozialen Gründen die drückenden Ausnahmegesetze aufheben. Die Vergehungen, die man den Juden vorwirft, zwingt man sie zu begehen, indem man ihnen „keinen schuldlosen Erwerb gestattet, statt dessen sie mit Abgaben erdrückt“. Der Staat möge ihnen die gleichen Rechte wie allen übrigen Untertanen einräumen. Freiheit der Beschäftigung und des Erwerbes werde sie vom Handel ablenken und dem Ackerbau, den Künsten und Wissenschaften zuführen.
Bis auf eine Reihe von Schriften für und wider Dohms Forderungen zeitigte sein Buch in Preußen keinerlei Erfolg. Friedrich d. Gr., der grundsätzlich keine deutschen Bücher las, tat wohl kaum einen Blick hinein. Aber der leicht entzündliche, für jeden kulturellen Fortschritt begeisterte Kaiser Josef II. griff die von Dohm verkündeten Wahrheiten auf und setzte sie in die Tat um. Er erließ ein „Toleranzedikt“, in welchem er den verachteten Paria des Men-
daher den Ältesten und der Gemeinde solches, sowie Höchst- dero Zufriedenheit über die zweckmäßige Feyer des Einweihungsfestes hierdurch zu erkennen.
Paretz, den 14. Septbr. 1802.
Friedrich Wilhelm.