schengeschlechts zum „Nebenmenschen“ erhob, den Leibzoll, die doppelten Gerichtstaxen und den Zwang, einen Bart zu tragen, an Sonn- und Feiertagen die Wohnungen nicht zu verlassen etc., aufhob.
An Dohm schloß sich der große französische Politiker Graf Mirabeau an, ein begeisterter Verehrer Mendelssohns, über den er sogar ein Buch schrieb. „Kann man nicht behaupten“, fragt er, „daß sein [Mendelssohns] Beispiel, und besonders der Erfolg seiner Bemühung zur Erhebung seiner Stammesgenossen, diejenigen zum Schweigen bringt, welche mit unedler Erbitterung darauf versessen sind, die Juden als so niedrig zu schildern, daß aus ihnen eine achtungswerte Menschenklasse nicht werden könnte?“
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Die Milderung in der Beurteilung von Juden und Judentum weckte bei den reichen Juden die trügerische Hoffnung auf eine allmähliche Verwischung der religiösen Unterschiede. Die Vorboten dieser vermeintlich messianischen Zeit wurden die — Mischehen. Eine von diesen zeitigte einen jahrelangen Prozeß.
Das Mitglied des Berliner Vorstandes, Bankier Moses Isaak, hatte in seinem Testament in Betreff des von ihm gestifteten Fideikommisses verfügt: „Sollte das eine oder das andere von meinen fünf Kindern nicht bei der jüdischen Religion bleiben, so soll dasselbe oder dessen Kinder niemals von den Zinsen des Fideikommisses etwas genießen, noch an der Hauptsumme desselben selbst überall etwas zu prätendieren haben, sondern von allem ausgeschlossen sein“. Außerdem setzte er jedem Kinde noch 96000 Taler aus.
Nach Isaaks Tode (1779) wechselten zwei seiner Töchter ihren Glauben und heirateten adelige Männer. Auf Anzeige der Brüder Isaak verfügte Friedrich d. Gr. (1. Febr. 1780), „daß das Testament auch in Ansehung der Christinnen ge-
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