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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
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kommene Gleichheit mit anderen Untertanen gesetzt werden; es sei der Wunsch der Juden,die Kolonie, mit Abnehmung aller Lasten und Erteilung aller Freyheiten gleich anderen Untertanen, auch allen den persönlichen Diensten und Pflichten derselben zu unterwerfen. Alle er­warten mit der größten Sehnsucht die Aufnahme in den Schoß des Vaterlandes; alle wollen gern ihre Kräfte einem Staate weihen, der zuerst ihnen die Fessel abnahm.

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Mit den Juden wollte sich die Regierung schon ausein­andersetzen: nur das Judentum war ihnen ein Dorn im Auge. Wenn die Juden in der Gesamtheit aufgehen, dachte sie, werde ihre Religion von selber untergehen. Diese An­sicht vertrat der Minister g von Schrötter , den der Köni mit der Regelung der die Juden betreffenden Angelegen­heiten betraute. Schrötter (zum Kriminalrat Brand): Wissen Sie ein Mittel, die Juden zwar unblutig, aber auf einmal totzuschlagen? Brand:Ja, ich erbiete mich, einen Plan zu entwerfen, zwar nicht die Juden, aber das Juden­tum totzuschlagen.

Wilhelm v. Humboldt erklärte sich gegen einen Zusammenschluß der Juden zu Gemeinden, weildieser das nähere Zusammenwohnen der Juden befördere, da man doch sonst vielmehr ihre Zerstreuung und Vermischung mit der übrigen Nation beabsichtige; man müssedas Band zwischen den einzelnen jüdischen Kirchen und Gemeinden recht locker machen und Spaltungen befördern.

Als der König den Staatskanzler von Hardenberg mit der Abfassung einer neuen Judenordnung betraute, ging ein vorurteilsfreier Mann ans Werk, denn Hardenberg er­blickte in einer uneingeschränkten Emanzipationdie einzig wirksamen Mittel, sie [die Juden] zu veredeln.

Endlich, endlich, am 11. März 1812 setzte der König seine

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