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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
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in diesen Landesteilen wohnenden Juden ein. Dieser Fehl­betrag wurde nunmehr den Juden der übrigen Provinzen aufgebürdet. Potsdam z. B. wurde mit 800 Talern heran­gezogen. Da die auf nur 20 Steuerzahler zusammengeschmol­zene Gemeinde diesen Betrag nicht aufzubringen vermochte, ließ sie den gesamten Silberschmuck der Thorarollen, die Leuchter und Kidduschbecher einschmelzen.

Der kleinen Gemeinde Brandenburg wurden 200 Taler Kriegssteuern abverlangt, die sie mittels einer Anleihe auf­brachte. Dazu kamen die Blutopfer. Aus der 15 Familien zählenden Gemeinde zogen neun Kriegsfreiwillige in den Krieg.

Ein anderer vorurteilsloser Zeitgenosse (Julius von Voss) rühmt, daß 1813 die reichsten jüdischen Bankiers zu Berlinihre Söhne unter die Waffen stellten nicht etwa suchten sie mit Geld sich dessen zu entheben, wie ihre Frauen zu den Vereinen traten, den verwundeten Krie­gern Hilfe brachten, die Spitäler täglich besuchten, worin der ansteckende Typhus herrschte. Viele Kriegsfreiwillige sind Offiziere geworden; viele haben sich das Eiserne Kreuz erkämpft. Zahlenmäßig waren die Juden aus der Provinz, z. B. aus Breslau und Königsberg, stärker an den Freiheits­kriegen beteiligt, als die Berliner, denn im Osten wohnten viel mehr Juden als in der Hauptstadt. Aus Königsberg stammte der Arzt David Assur (später Assing), der als Arzt beim 2ten Kurmärkischen Reiterregiment bei Dennewitz im dichtesten Kugelregen Verwundete verband, bis er selber aus zwei Schußwunden blutete. In den Jahren 18131815 erhielten 106 Ärzte das Eiserne Kreuz; unter diesen war Assur der einzige Jude, den der König mit diesem Ehren­zeichen erfreute.

Ein Märker aus Schwedt, Karl Lewinsky, war beim 1. Kurmärkischen Landwehr-Kavallerie-Regiment als Frei­williger eingetreten. Er rückte zum Unteroffizier auf und