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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
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und avancierte schließlich doch! Als Lehrer und Kamerad allgemein beliebt, starb Burg 1853 als Major.

Einen Krieger, Leutnant Hirsch, übernahm die Berliner Gemeinde als Sekretär. In staatlichen Betrieben wurden jüdische Kriegsbeschädigte nicht eingestellt.

Moses Mendelssohns jüngster Sohn Nathan, von Be­ruf Mechaniker, rückte zum Landwehroffizier auf, wurde nach seiner Taufe Steuereinnehmer in Glatz und schließlich Revisor bei der Haupt-Stempelverwaltung in Berlin.

In der Heimat suchten die Juden nach Kräften die Lei­den des Krieges zu lindern. Schon im Unglücksjahre 1806 hatten die Berliner Judenältesten eine Sammlung zur Be­schaffung von Winterbekleidung für die Truppen eingeleitet. Rahel Levin stellte in einem Briefe an ihren Bruder (20. April 1813) fest:Die Juden geben, was sie nur be­sitzen. Vereine, wie dieGesellschaft der Freunde und dieRessource der jüdischen Kaufmannschaft, wetteiferten mit der Gemeinde und wohlhabenden Einzelpersonen in der Hergabe von Spenden. Überall, wo es not tat, griffen jü­dische Damen mit reichen Mitteln ein.

Der glückliche Ausgang der Freiheitskriege hat den Juden die ersehnte Freiheit nicht gebracht. Auf streng-christlicher Grundlage schlossen sich die Fürsten zu einerHeiligen Allianz zwecks Beglückung der Völker mit den Segnungen friedlicher Kulturarbeit in Wirklichkeit zur Unterdrük- kung jeder freiheitlichen Regung zusammen. Abneigung gegen jedes Rütteln an der bisherigen patriarchalischen Re- gierungsmaxime, nicht überwundener Haß gegen den fran­zösischen Erbfeind, der freiheitliche Gedanken in die Welt hinausgestreut und sie in der Gleichberechtigung aller Be­kenntnisse in die Tat umgesetzt hatte, Wiederaufleben mittelalterlicher Ideale in der religiösen Mystik der roman­tischen Schule eines Arnim, Brentano, Schlegel und Tieck, a ll e diese Zeitströmungen gipfelten in einem

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