— in die Tat um. Der Bankier Jakob Herz Beer, der Vater des Dichters Michael Beer und des Tonschöpfers Giacomo Meyerbeer, richtete in seinem Hause einen deutschen Gottesdienst mit Predigt und Choralgesang unter Harmoniumbegleitung ein. Das Gleiche tat der kurz zuvor nach Berlin übergesiedelte braunschweigische Finanzrat Israel Jakobson. Außer ihm predigte Eduard Kley (der später am reformierten Tempel in Hamburg wirkte), vorübergehend auch Isaak Noa Mannheimer (später in Wien) und Leopold Zunz. Friedländer arbeitete Predigten aus; ein Theologe hielt sie. Einen eigen jüdischen Predigtstil, an den diese neuen Prediger hätten anknüpfen können, gab es nicht. Sie waren demnach genötigt, Aufbau, Ausdrucksweise und Vortragsart dem Arsenal der Kirche zu entleihen.*) Dennoch ließen sie das spezifisch Jüdische nicht zu kurz kommen.
Unter Berufung auf das Privileg von 1750, wonach Privatsynagogen unstatthaft sind, verfügte der König unterm 9. Dezember 1815 die Schließung des Beerschen und Jakob- sonschen Tempels.
Beer beschwerte sich. Der König blieb bei der Ablehnung: „... Die Synagoge ist der zu den gottesdienstlichen
*) Eine Probe des damaligen Predigtstils sei hier mitgeteilt. Zunz am Schlußfest 1820:
„Das heißt wahrhaft Gott dienen: leben für Tugend und Menschenwohl, leben in Gottesfurcht und Demut, fortschreiten in der Wahrheit und Vorbild werden seinen Brüdern. Das ist, was der Ewige verlangt: Taten — Andacht — Liebe. Taten, nicht Worte; Taten, uns zu veredeln, andere zu beglücken. Nach Taten wird die Weltgeschichte suchen; nach Taten wird einst der Weltenrichter fragen. Andacht, nicht wildes Geschrei. Ein Seufzer aus demutvoller Brust wiegt alle Segenssprüche auf, die wir gedankenlos ablesen. Und so wie Gott Taten verlangt im äußeren Leben, Andacht im Innern, so verlangt Er Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen; Liebe — nicht Verfolgung; Eintracht — nicht Haß; Gemeinsinn — nicht trägen Eigensinn; Liebe für die Familie, für die Kinder, für den Nächsten und für jeden Guten!“