liehen Opfer darbrachten, fanden in den Synagogen des Heiligen Landes Gottesdienste mit Thoravorlesung statt. Ein Beamter (Meturgeman) übertrug diese in die aramäische Volkssprache und knüpfte Ermahnungen und Erklärungen daran (wie es auch m Jesus in der Synagoge zu Kapernau getan hat), „um dem in Lebensmühen und Irrtum befangenen oder vom Sinnenrausch und roher Begierde gefesselten Menschen das Göttliche nahezubringen. Sabbat- und Festfeier, Opfer und heilige Versammlungen, gemeinschaftliche Andachten und Gesetzesunterweisungen sollten Trost dem Sünder, dem Schwachen eine Stütze, allen Belehrung gewähren und in der Mitte der Nation, wie in der Brust des Einzelnen ein heiliges Feuer des Glaubens und der Vaterlandsliebe bewahren.“
Die in alle Windrichtungen hin verstreuten geschichtlichen Urkunden des Judentums ordnete Zunz chronologisch, sonderte den Weizen von der Spreu. Die reiche Midraschliteratur wertete er als lebendige Zeugnisse ureigensten jüdischen Geisteslebens. „Inhalt und Bedeutung der Werke, die man bisher mehr mit frommer Scheu als mit entsprechender Würde betrachtet hatte, wurden klargelegt und die Institutionen des Judentums aus ihrem Geist und Charakter entwickelt.“ Zunz zeigte, daß die bisher verachteten, als erstorben behandelten Legenden und andere moralische Erzählungen voll Leben und Bewegung sind, und in Form der Predigt einen wesentlichen Bestandteil idealen Gutes bedeuten. Mit einem Appell zu ästhetischer Ausgestaltung des Gottesdienstes, „in der religiösen Form das wahrhaft Zeitgemäße zur Herrschaft zu erheben“, klingen die „Gottesdienstlichen Vorträge“ aus: „Möge der Vortragende Prediger oder Rabbiner heißen — wenn er nur aus Bibel und Hagada das Wort Gottes, aus alten und neuen Leistungen das echte Gold, in der Gegenwart den wahren Beruf und für die Herzen die rechte Sprache zu finden