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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
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254
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weiß! Dann wird wiederum in deine Tempel, Tochter Zion, der göttliche Geist einkehren, wird sich vernehmen lassen in dem lebendigen, Taten erweckenden Wort, der Begeisterung voll, Institutionen für Israel erzeugend.

In einer AbhandlungÜber die Namen der Juden be­richtete Zunz, daß die Juden in allen Ländern ihrer Wahl die Vornamen ihrer Umwelt angenommen haben. Bereits im talmudischen Zeitalter führten sie häufig syrische und griechische Namen, paßten sogar die Namen den Gepflogen­heiten der Umwelt an, wenn sie z. B. den Namen Levi mit der griechischen Endungtas versahen (Levitas). Im Laufe der Jahrhunderte, sagt Zunz, haben die Christen, dem geläuterten Geschmack entsprechend, verunstaltete Vor­namen wie Fißlin, Zossel, Salgund beseitigt. Demgemäß dürfen die Juden für sich das Recht in Anspruch nehmen, altübliche Vornamen gegen jüngere, wohlklingende einzu­tauschen. Ein staatliches Verbot für Juden, christliche Vor­namen zu gebrauchen, verwies die Juden auf die Beilegung nur biblischer Namen. Zunz rechnet vor: von 32 mitR beginnenden biblischen Männernamen sind nur fünf ge­bräuchlich; Mittelalter und Neuzeit haben 28 aus den ver­schiedensten Ländern eingeführt, z. B. Albert, Anshelm, Crispin, Gottlieb, Himmeltraut, Clara, Guthilde, Leonore, Regina, Ursula. Vielfach haben die Juden Namen über­nommen, welche die Christenheit gegen neue Taufnamen längst verabschiedet hat und nun nicht mehr wiedererkennt. Eine christliche Sprache gibt es nicht, so wenig wie eine mohammedanische. So gehören denn die Namen immer zu­nächst einem Volke und einer Sprache an, nie einem Dogma. Folglich gibt es gar keine christlichen Namen. Da die Juden in Deutschland Deutsch sprechen, gehören ihnen auch die Eigennamen ebensowenig an wie die Gattungswörter. Nur wer ihnen die Sprache zu nehmen vermag, soll Namen verbieten. Namenbesitz wie Namenwähl ist ein geheiligtes