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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
256
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Gestützt auf die Waffen, welche die Geschichtswissen­schaft darbot, und im Bewußtsein ihres kulturellen Fort­schritts, nahm die Judenheit, mutiger als je zuvor, den Kampf um ihre Rechte wieder auf.

Aus den Reihen der im Jahre 1824 ins Leben getretenen Provinziallandtage waren den Juden besonders scharfe Gegner erwachsen. Die vom Könige verliehene Emanzi­pation war ihnen ein Dorn im Auge. Die Befürchtung wurde laut, Juden könnten unter dem Mantel der Gleichberechti­gung Rittergüter aufkaufen, den Adel um seine bevorzugte Stellung bringen, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe zugrunde richten. Voll Begeisterung für Recht und Men­schenwürde machte sich ein jüdischer Politiker, Dr. Ga­briel Rießer, zum Wortführer der Vielgeschmähten. Er wollte sich in seiner Vaterstadt Hamburg als Rechts­anwalt niederlassen, aber der Senat ließ ihn nicht zu. Eben­sowenig erlaubte ihm die Universität Heidelberg die Habili­tation als Privatdozent. Nunmehr wuchs sich der Kampf um sein eigenes Recht zu einem Plädoyer für Benachteiligte und Zurückgesetzte aus.

Unter scharfer Abrechnung mit jenen Fahnenflüchtigen, welche bürgerliche Rechte um die Preisgabe heiliger reli­giöser Urkunden des Judentums einzuhandeln willens waren, forderte Rießer in einer Flugschrift,Über die Stellung der Bekenner des mosaischen Glaubens in Deutschland. An die Deutschen aller Konfessionen, im Namen des Rechts Gleichstellung der Juden, ohne Preisgabe auch nur des ge­ringsten ihrer religiösen Gebote. Während im Schoße der preußischen Regierung der Vorschlag des Geheimrats Streckfuß erwogen wurde, die Juden inBürger, d.h. die Oberschicht der Reichen und Gebildeten, und in Schutz­bürger, also die breite Masse, einzuteilen, steifte Rießer in einer Zeitschrift,Der Jude. Periodische Blätter für Religion und Gewissensfreiheit, seinen Glaubensgenossen das Rück-