Gestützt auf die Waffen, welche die Geschichtswissenschaft darbot, und im Bewußtsein ihres kulturellen Fortschritts, nahm die Judenheit, mutiger als je zuvor, den Kampf um ihre Rechte wieder auf.
Aus den Reihen der im Jahre 1824 ins Leben getretenen Provinziallandtage waren den Juden besonders scharfe Gegner erwachsen. Die vom Könige verliehene Emanzipation war ihnen ein Dorn im Auge. Die Befürchtung wurde laut, Juden könnten unter dem Mantel der Gleichberechtigung Rittergüter aufkaufen, den Adel um seine bevorzugte Stellung bringen, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe zugrunde richten. Voll Begeisterung für Recht und Menschenwürde machte sich ein jüdischer Politiker, Dr. Gabriel Rießer, zum Wortführer der Vielgeschmähten. Er wollte sich in seiner Vaterstadt Hamburg als Rechtsanwalt niederlassen, aber der Senat ließ ihn nicht zu. Ebensowenig erlaubte ihm die Universität Heidelberg die Habilitation als Privatdozent. Nunmehr wuchs sich der Kampf um sein eigenes Recht zu einem Plädoyer für Benachteiligte und Zurückgesetzte aus.
Unter scharfer Abrechnung mit jenen Fahnenflüchtigen, welche bürgerliche Rechte um die Preisgabe heiliger religiöser Urkunden des Judentums einzuhandeln willens waren, forderte Rießer in einer Flugschrift, „Über die Stellung der Bekenner des mosaischen Glaubens in Deutschland. An die Deutschen aller Konfessionen“, im Namen des Rechts Gleichstellung der Juden, ohne Preisgabe auch nur des geringsten ihrer religiösen Gebote. Während im Schoße der preußischen Regierung der Vorschlag des Geheimrats Streckfuß erwogen wurde, die Juden in „Bürger“, d.h. die Oberschicht der Reichen und Gebildeten, und in Schutzbürger, also die breite Masse, einzuteilen, steifte Rießer in einer Zeitschrift, „Der Jude. Periodische Blätter für Religion und Gewissensfreiheit“, seinen Glaubensgenossen das Rück-