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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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Dreiundzwanzigstes Kapitel.

Heimgefunden.

Arbeitsame Menschen lassen sich durch nichts beirren.

Redlich und erfolgreich betätigten sich die Juden in Berlin voran im Kulturwerk der Umwelt. Männer des praktischen Lebens schufen Fabriken für Gewehre, für Kleinbahnen und Baggervorrichtungen. Elektrizitäts- und Tiefbauwerke, ebenso das märkische Kupferwerk zu Ebers­walde, waren Schöpfungen von jüdischen Großindustriellen. Ein Gelehrter aus jüdischem Stamm sicherte im Weltkriege die deutsche Munitionserzeugung durch seine Erfindung des künstlichen Stickstoffs. Berliner Juden waren vielfach führend in der Konfektion, Kunst-, Antiquitäten-, Zigarren- und Zigaretten-, in der Schuh- und Knopfbranche; Sombart behauptet sogar, Juden hätten die Tabakindustrie überhaupt in Deutschland eingeführt.

Die gewaltigste Umwälzung im wirtschaftlichen Leben erfolgte durch die Einführung des Fabrikbetriebes in den Kleinverkauf, d. h. durch die Errichtung der Warenhäuser nach amerikanischem und französischem Vorbild. Auch hier wurden Berliner Juden führend.

An der Universität hatten jüdische Dozenten Lehrstühle inne.

Auf den Gebieten der Medizin und Chemie er­langten jüdische Forscher Weltruf. An großen wissenschaft­lichen Jahrbüchern, Vierteljahrs- und Monatsschriften ar­beiteten jüdische Gelehrte, stellenweise als Schriftleiter, mit.

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