Druckschrift 
Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
306
Einzelbild herunterladen

seine Ziele, während die Zionistische Organisation, unter ständig wachsender Zunahme an Mitgliedern, sich für die Umwandlung der Religionsgemeinde in eine Volksgemeinde, für den Ausbau des jüdischen Schulwesens, für hebräische Sprache und jüdische Kultur einsetzte.

Schulter an Schulter mit den Männern leisteten die im Jüdischen Frauenbund (gegr. 1904) zusammengefaßten Jü­dinnen auf allen kulturellen und charitativen Gebieten treue, fleißige Arbeit, u. a. imHilfsverein für die jüdischen Gehör­losen (gegr. 1903) und im VereinJüd. Blindenanstalt (1910).

Ein Netz von wissenschaftlichen, geselligen und Wohl­tätigkeitsvereinen umspann die Berliner Judenheit. Die Rab­biner waren imRabbiner-Verband zusammengeschlossen. DerKantoren-Verband trug zur kulturellen und sozialen Hebung des ganzen Standes sehr viel bei. Beide Berufsver­tretungen haben ihren Sitz in Berlin. Die jüdische Lehrer­schaft Berlins war in derWissenschaftlichen Vereinigung jüdischer Schulmänner organisiert.

Fleißig, religiös, mildtätig, für alle Gebiete wissenschaft­lichen und künstlerischen Schaffens interessiert, hatte sich die Berliner Judenheit ihre achtunggebietende Stellung be­wahrt.

Da raste die Furie des Weltkrieges durch die Lande.

Tausende junger Juden darunter auch viele national­jüdisch eingestellte eilten freiwillig zu den Fahnen. Mit ihren nichtjüdischen Landsleuten wetteiferten sie in freudiger Hingabe von Blut und Gut. Gemeinden widmeten dem Roten Kreuz die Hälfte ihres Vermögens. Die Ber­liner Logen rüsteten einen Lazarettzug aus und stellten der Heeresleitung ihr (1912 eingeweihtes) Haus zu Lazarett­zwecken zur Verfügung. Rabbiner, auch aus Berlin, zogen als Feldgeistliche auf die Kriegsschauplätze. Jeder Jude tat seine Pflicht an jeder Stelle, wo Heimat und Hilfsdienst seine Kraft einsetzten.

306