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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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Ihr im Kriegsministerium so hoch in Ansehen steht, daß Ihr über Tschernitschew und seine Be­züge so genau unterrichtet seid, denn das sind doch die geheimsten Geheimnisse, in die nur wenige eingeweiht sind, und von welchen ich selbst nichts weiß, als die großen Summen, die durch mich zur Auszahlung gelangen. Das alles und noch viel mehr müßt Ihr mir erzählen. Aber zuerst kommt zu Tisch und seid mein Gast, so lange Ihr in St. Petersburg seid."

Eure Einladung zum Essen nehme ich dankbar an. Ich bin schon vier Tage in Petersburg und habe aus Furcht erkannt zu werden mit keinem Juden hier verkehrt. Dadurch lebe ich während meines ganzen Hierseins von Brot und Tee. Wohnen kann ich jedoch nicht bei Euch) ich wohne im Palais des Grafen Speranskt, dessen Majorsuniform ich hier trage. Aber be­vor ich esse, will ich Euch sagen, was ich eigent­lich von Euch will."

,^ommt nur mit ins Speisezimmer, Ihr könnt mir während des Essens alles sagen."

Ich werde keinen Bissen über die Lippen bringen, bevor ich Euch mein Anliegen mitge­teilt habe. Könnt Ihr mir einen Rat geben, wo und wann ich den Raw sprechen kann? Ich habe in den letzten Jahren den Briefwechsel mit ihm aufgeben müssen. Es ist immer, aber be­sonders in der gegenwärtigen Zeit, äußerst ge- jährlich, irgend etwas, was diskreter Natur ist, der Vermittlung durch die Post anzuvertrauen. Deshalb habe ich dem Raw schon lange nicht