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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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Das ist nicht nötig, ich habe in meinem Speisezimmer einen großen Schrank mit Sefo- rim (Büchern) stehen- aber zunächst müßt Ihr etwas richtiges essen und dann müßt Ihr mir zuerst erzählen, wieso Ihr nach Paris, nach Petersburg und zum Grafen Speranskt kommt. Das sind ja lauter Nissim Werusloaus (Zeichen und Wunder), an die ich nicht glauben könnte, wenn sie mir ein anderer erzählen würde."

XXII.

Als der erste Gang am Liefler'schen Tisch vorüber war, wiederholte der Wirt seinem Gaste die Bitte, ihm seine Begegnisse zu erzählen. Doch dieser lehnte es ab. Es wäre unvorsichtig, meinte Rabbi Moscheh Meisels, bei Tisch über dieses alles zu sprechen, mit Rücksicht auf die ei, - und ausgehende Dienerschaft, der es ohne­dies schon wunderbar genug Vorkommen mag, daß ein Stabsoffizier hier zu Tisch ist, sich wäscht, die vorgeschriebenen Brochos (Segenssprüche) betet und seine schwere Dienstmütze mit einem Sammelkäppchen vertauscht hat. Diese hören gewiß mit allen Ohren hin, um irgend ein Wort unserer Unterhaltung aufzuschnappen, das dann ihre Phantasie nach Belieben weiter ausspinnt. Nachher beim Tee und einer Pfeife Tabak stehe er gern zur Verfügung. Es sei doch besser, bet Tisch etwas zu lernen, er möge einmal die Ge- moro Gittin (Name eines Talmud-Traktats) hergeben, diese habe er kurz vor seiner Abreise aus Paris gelernt und da sei ihm eine schwie-