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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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rige Stelle aufgestoßen, über die er nicht hin­wegkomme, es fehle ihm auch dort an den er­forderlichen Seforim, um sich bei ihnen Rats zu holen.

Kaum hatte Meisels diese Worte halblaut ge­sprochen, als ein während des Gesprächs einge­tretener Diener unaufgefordert an den Bücher­schrank eilte und den gewünschten Band vor den Gast hinlegte. Wirt und Gast wechselten einen verständnisvollen Blick. Es war also keine vage Vermutung, daß der Dienerschaft kein Wort der Unterhaltung verloren ging. Meisels trug nun seine Frage vor, die von großer Belesenheit und ungewöhnlichem Scharfsinn zeugte. Rabbi Mor- dochai und sein Gast vertieften sich in das Pro­blem und hatten daher kein Auge mehr für den Diener. Dieser trat wieder an den Schrank, holte einen großen Folianten und legte ihn dann geöffnet vor seinen Herrn mit den Worten:

Der Mischne la Melech (Name eines be­rühmten Kommentars) frägt die Kaschjo (Frage) und gibt einen sehr guten Teruz (Antwort).

Beide überzeugten sich von der Richtigkeit der Angabe und Meisels fragte:

Habt Ihr vielleicht einen Talmud Jeruschal- mi zur Hand?"

Hier im Schrank ist keiner, aber ich werde ihn sofort aus der Lernstube holen", erwiderte der Diener und verließ das Zimmer.

Ich habe vorhin beim Eintritt Euren Se- forimschrank hier durchgesehen und bemerkt, daß kein Talmud Jeruschalmi darin ist", bemerkte

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