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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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und das Blut unseres Volkes vorüber, die uns der Wahn und Haß von Fürsten und Völkern gebracht haben und noch täglich bringen, und Ihr findet es unbegreiflich, die Freiheit und Gleichheit auszuschlagen, weil die Hand nicht ganz einwandfrei ist, die sie uns schenkt, ist's nicht so?"

Ich neigte nur das Haupt zur Bestätigung, daß der Raw wie ein Gedankenleser meine ge­heimsten Gedanken ausgesprochen hatte, aber dieser fuhr in ungewöhnlicher Erregung fort:

Schenkt er uns denn wirklich diese ir­dischen Güter, deren Verlust ich ebenso schmerz­lich bedaure wie Ihr? Er nimmt uns ja da­gegen unser teuerstes himmlisches Gut, er nimmt uns ja unsere Emuno (Religion). In allen Ländern, in die er gedrungen ist, hat er mit vollen Händen den religiösen Leichtsinn, die Sit- tenlosigkeit, ja geradezu die Gottesleugnung aus­gestreut und der Geist des Abfalls, der heute allenthalben das Haupt erhebt, ist sein Werk. Und dessen sollte sich ein Jehudt wirklich freuen? Glaubt mir, wenn Napolenn siegt, siegt auch der Unglaube und die Entgöttlichung aller mensch­lichen Verhältnisse, und vor allem und am meisten in den jüdischen Reihen. Bleiben wir nicht besser arm und verachtet bei Staaten und Völkern, aber treu unserem Gott und unserer jüdischen Vergangenheit und Zukunft, als bloße Schein- und Namenjuden, die sich an dem bischen Gleich­stellung sonnen, das uns von diesem ehrgeizigen, blutdürstigen Tyrannen geboten wird? Ihr