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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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russische Reich und in den russischen Winter, der dieses Jahr besonders früh und ungewöhnlich streng einsetzte. Man kann sich von den Be­schwerlichkeiten und fortwährenden aufregenden Begegnissen fast auf jedem Schritt in diese un­wirtlichsten Gegenden des russischen Reiches in solcher Jahreszeit heute kaum mehr einen rechten Begriff machen. Der Raw hatte sich mit den Seinen einem sechshundert Wagen zählenden Zug von Flüchtlingen angeschlossen. War bei der allgemeinen Unsicherheit dieser Anschluß einer­seits auch dringend geboten, so erschwerte er doch anderseits die Ernährung und Unterkunft in die­sen entlegenen, ungastlichen und spärlich bevöl­kerten Gegenden. Oft mußten sie tagelang hun­gern, und wenn sie zu essen hatten, so war es trockenes Brot mit Wasser. Viele Nächte ver­brachten sie bei der bitteren Kälte im Freien, und wenn sie ein Obdach gefunden hatten, war es eine ärmliche Bauernhütte voll Rauch und Schmutz, in der man kaum atmen und noch weniger einen Platz für die Nachtruhe finden konnte. Dabei waren die Bauern jener Gegend rohe, ungeschlachte Menschen, welche in den Flücht­lingen unliebsame Störenfriede erblickten, über die sie die Zähne knirschten und die sie mitHohn und Spott, sowie mit lauten Verwünschungen empfingen. Ohne den Schutz, den ihnen die hohen Milttärpersonen allezeit angedeihen ließen, wäre sogar ihr Leben bedroht gewesen. Beim Einzug in Kursk wurde die Schwiegertochter des Raw von einem Sohne entbunden. Die Mahl-