340
Wesen des Chassidismus fern und fremd sind. Und diese Auslassungen bekunden nicht nur diese letztwilligen Aeußerungen, sie beruhen auch nicht auf der großen Bescheidenheit des Raw, er hat sie zeitlebens sich und andern gegenüber bei jeder Gelegenheit mit allem Nachdruck betont. Als Rabbi Schelomo von Karlin sich in Jnschinko- wiz als Rabbi niederlassen wollte und dazu die Zustimmung des Raw erbeten hatte, knüpfte sie dieser an die Bedingung, daß er niemals die Ansicht vertreten dürfe: „Der Zaddik (Gerechte) hat die Schafe zu tragen/ d. h. er trage die Verantwortung für die geistigen und irdischen Anliegen seines Kreises. „Das Gegenteil," fügte er hinzu, „ist der Fall. Man muß seiner Umgebung das Bewußtsein von der Verantwortlichkeit betbringen, die jeder selber für sich und sein seelisches Wohl und Wehe hat, damit jeder darauf bedacht ist, selber seine Pflicht zu erfüllen, gute Taten zu vollbringen und sich nicht auf Menschen von Fleisch und Blut zu verlassen. Die Worte Hillels müßten unverlöschlich in den Herzen aller eingegraben sein: „Wenn nicht ich für mich sorge, wer sollte es denn für mich tun I"
Nach diesen an seine Familie gerichteten Worten erhob sich der Raw, setzte sich aufrecht in seinem Bette nieder, ließ sich Feder und Tinte geben und schrieb mit zitternden Händen einige ermahnende Zeilen nieder, die uns ebenfalls noch erhalten sind.
Dann legte er die Feder aus der Hand und