Teil eines Werkes 
Bd. 1, H. 2, Beih. (1907) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Ostprignitz / unter der Schriftl. des Georg Büttner bearb. von Götze
Entstehung
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Einleitung.

In den Kieslagern von Freyenſtein ſind Feuerſteinſtuͤcke gefunden worden, die, wenn man fie als Werkzeuge gelten läßt, die aͤlteſten Spuren menſchlichen Daſeins in der Oſtprignitz ſein wuͤrden. Es ſollen ſogenannte Eolithe(eos Morgen­roͤte, lis Stein) fein, Steine, welche ohne kuͤnſtliche Herrichtung als Werkzeug dienten und Abſplitterungen aufweiſen, die als Merkmale der Abnutzung angeſehen werden. Dagegen wird von anderer Seite geltend gemacht, daß die Abſplitterungen auch durch andere als menſchliche Kraft entſtehen konnten, daß alſo die Eolithe kein un­truͤgliches Merkmal fuͤr die Exiſtenz des Menſchen abgeben.

Der Zeitabſchnitt des Diluviums, in dem man den Stein durch Behauen zu einem handlichen Werkzeuge geſtaltete, wird als palaͤolithiſche Epoche oder aͤltere Steinzeit bezeichnet. Sie iſt in der Oſtprignitz durch keinen einzigen Fund vertreten.

Das aͤlteſte menſchliche Geraͤt duͤrfte ein zugeſpitzter Knochen von Demerthin ſein, welcher als Lanzenſpitze diente und der uͤbergangsperiode zur jüngeren Steinzeit angehoͤrt.

Erſt in der jüngeren Steinzeit mehren ſich die Spuren menſchlicher Be­ſiedelung, wenngleich ſie in unſerm Gebiet, abgeſehen von Einzelfunden, im Vergleich mit andern Gegenden noch recht ſpaͤrlich ſind, ſo ſpaͤrlich, daß ſie fuͤr die Skizzierung eines Kulturbildes nicht ausreichen. Man darf aber annehmen, daß die allgemeinen Kulturgrundlagen etwa dieſelben wie im uͤbrigen Norddeutſchland waren. Die Feuerſteingeraͤte, vor allem die ſchoͤn gedengelten Lanzenſpitzen, Dolche und mond ſichelfoͤrnigen Sägen weiſen auf einen Kulturzuſammenhang mit dem Norden. Da­neben kommen uͤberreſte einer andern Kultur vor, die urſpruͤnglich von Mittel deutſchland ausging, ſpaͤter aber auch in manchen Gegenden Norddeutſchlands heimiſch wurde; ſie wird durch eine eigentuͤmliche Verzierungsweiſe der Gefaͤße gekennzeichnet, naͤmlich durch Eindruͤcke von gedrehten Schnuren in den noch weichen Ton. Dieſer Schnurkeramik gehören der Becher von Dahlhauſen(Textabb. 2) und Scherben von Kyritz und Maulbeerwalde an. Eine ſtaͤndige Begleiterſcheinung der Schnurkeramik, der fazettierte Steinhammer, wurde in einem Exemplar bei Freyenſtein gefunden(Textabb. 7). uͤber die Beſtattungsweiſe erfaͤhrt man aus dem Grabe von Zechlin, daß man dem in der juͤngeren Steinzeit allgemein üblichen Brauch folgte und die Leichen in zuſammengekruͤmmter Lage alsHocker beiſetzte.

In der erſten Halfte des zweiten Jahrtauſends v. Ehr. tritt in Norddeutſchland ein allmaͤhlicher Wechſel der Kultur ein. Die Steingeraͤte werden durch ſolche aus Bronze erſetzt: es beginnt die Bronzezeit.