Teil eines Werkes 
Bd. 1, H. 2, Beih. (1907) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Ostprignitz / unter der Schriftl. des Georg Büttner bearb. von Götze
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IV Oſtprignitz.

Während der älteren Bronzezeit bis etwa zum Ende des zweiten Jahrtauſends war die Oſtprignitz ſchwach beſiedelt. Sie war nur eine Außenzone, ein Hinterland der glaͤnzend entwickelten nordiſchen Bronzekultur, deren Schwerpunkt in Dänemark und Suͤdſchweden lag. Mit Ausnahme einiger Arte, namentlich einer Flachaxt aus Kupfer oder Bronze von Freyenſtein , welche noch die Form der Steinaͤxte zeigt, fehlen die aͤlteſten Typen wie triangulaͤre Dolche und Schwertſtaͤbe. Erſt im weiteren Verlaufe der aͤlteren Bronzezeit begegnet man einigen anſehnlicheren Funden.

Das ändert ſich in der jüngeren Bronzezeit, deren Reichtum an Funden auf eine ſtarke Zunahme der Bevoͤlkerung hinweiſt. Wenn auch ſchon fruͤher der Norden mit dem Suͤden in Verbindung ſtand, ſo nimmt jetzt in der jüngeren Bronze zeit der Handelsverkehr einen bedeutenden Umfang an und macht ſich auch in der Oſtprignitz geltend. So entſtammen das Zaumzeug und das Ortband von Triglitz der bayriſch-boͤhmiſchen Hallſtattkultur. Ein echt ſuͤddeutſches Hallſtattgeraͤt iſt die Paukenſibel von Stuͤdenitz (Taf. I, Fig. 4), welche freilich erſt in der folgenden Periode, der La Tene-Zeit, als Grabbeigabe in die Erde gelangte. Die Bronzeſchilde von Herzſprung(Textabb. 8 u. 9) und die gerippte Ciſte(Eimer) von Schabernack ſind italieniſchen Urſprungs. Dazu kommen noch einige Eiſenſachen wie Schwert fragmente von Schabernack, die jedenfalls aus dem ſuͤddeutſch⸗oͤſterreichiſchen Hall­ſtattgebiet importiert wurden. Man beſchraͤnkte ſich ferner nicht nur auf die Einfuhr fertiger Eiſengeraͤte, ſondern begann ſchuͤchtern das Eiſen ſelbſtaͤndig weiter zu ver wenden und bereitete fo den Boden für die naͤchſte große Kulturperiode vor; ein lehrreiches Beiſpiel hierfuͤr bietet die echt nordiſche Bronzelanzenſpitze von Helle (Taf. I Fig. 9, deren Befeſtigung am Schaft mit einem eiſernen Niet bewerkſtelligt war. Neben der Einfuhr hallſtaͤttiſcher Erzeugniſſe machen ſich ebenfalls in der juͤngeren Bronzezeit Einfluͤſſe anderer Art bemerkbar. Einige Gefaͤße von Kehrberg (Textabb. 11), Triglitz und Zaatzke zeigen naͤmlich eine nahe Verwandtſchaft mit dem niederlauſitzer keramiſchen Stil; Importſtuͤcke ſind es nicht, wie aus der Ver ſchiedenheit der Technik erhellt, man hat es vielmehr mit einer Kulturuͤbertragung zu tun, etwa wie ſich heute eine Mode uͤber weite Strecken verbreitet.

Die Grabgebraͤuche ſind ziemlich ſchwankend. Wenn ſich bezüglich der älteren Bronzezeit der Mangel an gut unterſuchten Fundſtellen ſchmerzlich fuͤhlbar macht, kann man doch ſo viel erkennen, daß bereits in dieſer Epoche die Verbrennung der Leichen vorherrſchte, und zwar wurde das Grab meiſt mit einem großen Huͤgel uͤberdeckt; die Beigaben zeigen haͤufig Spuren ſtarker Feuerwirkung, ſie haben alſo mit auf dem Scheiterhaufen gelegen. Ob man es bei einigen Funden von Schaber nack etwa mit Flachgraͤbern mit Leichenbrand, d. h. Graͤbern, in denen die uͤberreſte verbrannter Leichen ohne Aufwerfen eines Huͤgels beigeſetzt wurden, zu tun hat, iſt aus den Fundberichten nicht deutlich erſichtlich. Während im benachbarten Mecklen burg, von dem die Oſtprignitz kulturell ſtark abhängig war, in der älteren Bronzezeit

Die Hallſtattkultur , nach den Funden von Hallſtatt im Salzkammergut benannt, hat ihre Haupt

verbreitung in Suͤddeutſchland, Sſterreich und Norditalien ; fie herrſcht in der erſten Hälfte und Mitte des erſten Jahrtauſends v. Chr.