Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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die sie kämpften, war die des ganzen Altertums, daß man die Gottheit in allerlei heiligen Handlungen, in Opfern und Zeremonien verehre. Demgegenüber aber haben die Propheten eine neue Grundauffassung von der Religion errungen. Gott verlangt nicht, daß man einzelnen heiligen Bräuchen nachkomme, sondern er fordert das ganze Leben, eine werktätige Frömmigkeit, ein sittliches Handeln. Hermann Gunkel: Was bleibt vom A. T.?, 1916, S. 20.

4: Ist die alttestamentliche Religion die Religion der Tat, ist sie die Religion, für die nicht die fromme Spekulation und nicht die kultische Observanz, sondern die sittliche Forderung des als höchste sittliche Persönlichkeit offenbarten Gottes charakteristisch ist, so kann es ja doch nicht fehlen, daß in den religiösen Urkunden des Israelitismus allenthalben zu densozial-ethischen Pro­blemen, wenn man es so ausdrücken soll, Stellung genommen wird. J. Herrmann: Die soziale Predigt d. Propheten, 1911, S. 3/4.

5: Mit dem allem tritt die Prophetie auf das Gebiet sozialer Betätigung. Daß jene Männer nicht bloß mit der Art, wie sie die Religion Gottes ihrer Gegenwart vorgelebt haben, sondern auch mit den unter dieser Gegenwart geborenen Erkenntnissen Wegweiser der Zukunft geworden und geblieben sind, ist wesentlich mitbegründet in der bedingungslosen Energie, mit der sie die sittlichen Kräfte der Religion als richtende, reinigende und erneuernde Gewalten im Gemeinschaftsleben des Volkes zur Geltung gebracht haben: in ihrer sozialen Wirksamkeit. Paul Kleinert: Die Propheten Israels in soz. Bezhg., 1905, S. 1/2.

6: Allerdings blieb stets das Bewußtsein lebendig, daß Gelehrsam­keit und praktische Erfüllung des Gesetzes zusammengehören; das Ideal ist, daß jemand schön lehre und schön handle, jer. Chag. II 1, 7 a (z. Text vgl. Bacher, Tann. 2 I, 70 Anm. 5, s. a. Jeb. 63 b), und wenn gelegentlich das Studium der Praxis vorangestellt wird, so geschieht dies doch nur deswegen, weil einzig das Studium zur richtigen Praxis zu leiten vermag, vgl. Bacher Pal. Amor. II 107, s. a. b. Kidd. 40 b; jer. Pes. III 7, 21 b (etwas anders allerdings bei Jose dem Galiläer, Bacher, Tann. s I, 359), s. a. b. Ber. 17 a:Der Endzweck der Weisheit ist Buße und gute Werke! usw. Justus Köberle: Sünde u. Gnade, 1905, S. 508.

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