Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
14
Einzelbild herunterladen

eine eigentliche Erörterung über die Seelenfrage ab­gelehnt zu haben. Er drückte sich im Sinne der durch die Sprache fixirten und herkömmlichen dualistischen Ansicht aus, und man muss wohl annehmen, dass er später, trotz der richtigen Grundansicht, wenigstens praktisch dem Dualismus gehuldigt habe. Die Monaden­lehre will ja etwas anderes sein, so weit sie aber fass­bar wird, läuft sie doch auf Dualismus hinaus. Der alte Goethe scheint einer Art von Monadologie zu­gethan gewesen zu sein. Die Gespräche mit Joh. Falk enthalten wunderliche Auseinandersetzungen über die Monaden, doch gilt dies Buch als apokryphisch. Aber auch bei Eckermann findet man Entsprechendes. Die Entelechie ist doch eine Art von Seelen-Monade.Jede Entelechie nämlich ist ein Stück Ewigkeit, und die paar Jahre, die sie mit dem irdischen Körper verbunden ist, machen sie nicht alt. Sei die Entelechie geringer Art, so werde siewährend ihrer körperlichen Ver­düsterung den Körper nicht beherrschen, vielmehr werde dieser sie beherrschen, eine mächtige Ent­elechie dagegen werde den Körper veredeln und lange jung erhalten. An Zelter schreibt Goethe:Mir erscheint der zunächst mich berührende Personen­kreis wie ein Convolut sibyllinischer Blätter, deren eins nach dem andern, von Lebensflammen aufgezehrt, in der Luft zerstiebt und dabey den überbleibenden von Augenblick zu Augenblick höheren Werth verleiht. Wirken wir fort bis wir, vor oder nacheinander, vom Weltgeist-berufen in den Aether zurückkehren! Möge dann der ewig Lebendige uns neue Thätigkeiten, denen