Die problematischen Naturen.
schätzen, ein anderweites Minus entsprechen. Je feiner und verwickelter ein Organ wird, um so verletzlicher wird es. Hervorragende Tüchtigkeit ist nicht ohne Einseitigkeit möglich, Einseitigkeit ist Abnormität, und so fort. Was uns reizt, ist das Ungewöhnliche, das von der Regel Abweichende, das Abnorme, und deshalb sind jederzeit„die problematischen Naturen“ Gegenstand der Dichter gewesen. Mit anderen Worten, der Dichter fühlt sich von selbst zum Pathologischen hingezogen, sofern wie ihn die Menschen mehr interessiren als die Ereignisse. Je mehr der Dichter ein treuer Spiegel der Wirklichkeit ist, eine um so grössere Rolle wird bei ihm das Pathologische spielen. Thatsächlich beweist die Beobachtung diesen Satz, denn Shakespeare und Goethe haben die meisten pathologischen Figuren. Erst dadurch, dass der Dichter das treu Beobachtete im Sinne vorgefasster Meinungen bearbeitet, kann der Zwiespalt zwischen dichterischer und wissenschaftlicher Auffassung entstehen. Die Sache liegt so. Je abnormer oder krankhafter ein Mensch beschaffen ist, um so weniger findet bei ihm eine normale Motivation statt. Je mehr die Krankheit wächst, um so mehr schwindet die normale Motivation, oder, was dasselbe ist, die psychologische Freiheit. Bei einem gewissen Grade der Krankheit hört sie. ganz auf, der Mensch wird dann unfrei oder unzurechnungsfähig. Er denkt und handelt dann unter einem organischen Zwange, er ist psychologisch nicht mehr verständlich. Ein solcher Mensch ist nicht nur dem Strafrechte entzogen, sondern auch der Poesie. Denn