Einleitung.
gesehen“. Man weiss nicht recht, ob Eisenach oder Schwarzburg gemeint ist. Uebrigens hat Goethe in jener Zeit auch Bekanntschaft mit Verbrechern gemacht:„Heute früh haben wir alle Mörder, Diebe und Hehler vorführen lassen, sie Alle gefragt“ u. s. w. (Ilmenau, 1780).
Auf jeden Fall hatte Goethe einen Widerwillen gegen Tollhäuser. Diesen Widerwillen finden wir ja bei vielen Laien: Der Geisteskranke ist ein Gegenstand des Grausens. Bei Goethe kommt dazu seine Abneigung gegen alles Traurige, die zum Theil auf seiner grossen Empfänglichkeit beruhte. Was er wahrnahm, das umfasste er mit allen Seelenkräften, und weil er. sich den Eindrücken ganz hingab, erregten sie ihn tief und nachhaltig. Er musste sich gegen Krankheit und Tod abschliessen, um die Aufgaben des Lebens erfüllen zu können.
Jener Widerwille war damals berechtigter als heute. Bekanntlich ist die Irrenpflege in unserem Sinne erst etwa 100 Jahre alt. Früher hatte man im Allgemeinen nicht sowohl das Bedürfniss, die Geisteskranken wie andere Kranke in Krankenhäusern zu behandeln und zu pflegen, als vielmehr das, die unruhigen, tobsüchtigen Kranken unschädlich zu machen. Weil man zuerst an tobsüchtige Kranke,„Tolle“ dachte, wurden die Irrenhäuser Tollhäuser genannt. Vielfach wurde die Festhaltung der Kranken recht barbarisch ausgeführt. An manchen Orten legte man sie an Ketten, verwahrte sie in einer Art von Käfigen,„strafte“ sie bei Widerspenstigkeit. Rechnet man dazu die Dürftig