Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
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Nach dieser Schilderung wird zu Goethes Jugend­zeit der Zustand des Frankfurter Tollhauses betrüb­lich genug gewesen sein, da nach Faber bis zum Jahre 1775 das Elend immer stieg, und erst dann die Reform eintrat. Goethe wird wohl von alledem nichts gewusst haben.

Schwieriger war es, über die Irren-Verhältnisse im Herzogthume Weimar zu Goethes Zeit etwas zu er­fahren. Im 17. Jahrhundert sind, wie Burkhardt er­wähnt, Irre auf dem Lande in Schweineställen an Ketten gelegt worden. Besser mag es am Ende des 18. Jahrhunderts gewesen sein. In Weimar war das Tollhaus mit dem Zuchthause verbunden, ebenso war es in Eisenach. Im Jahre 1801 begannen die Ver­handlungen, die die Errichtung einer Irrenanstalt in Jena und die Ueberführung der in Weimar und Eisenach verpflegten Kranken nach Jena bezweckten. Es wird sich vor 1804 hier wie überall eigentlich nur um die Festhaltung und Bewachung der unruhigen, oder gefährlichen Irren gehandelt haben, die übrigen werden in Privatpflege geblieben sein; es mögen Aerzte, Geistliche und ähnliche Personen sich mit der Behandlung der ruhigen Kranken befasst haben. Im Jahre 1804 wurde die Jenaische Irrenanstalt als ein Theil der dort befindlichen Landesheilanstalten ein­gerichtet, und damit beginnt die eigentliche Weimarische Irrenpflege. Das klinische Institut(die ambulatorische Klinik) zu Jena war im Jahre 1781 durch den Geh. Hofrath und Professor der Medicin Dr. Joh. Chr. Stark gestiftet worden, im Jahre 1788 war es zu einem