Goethe und psychiatrische Bücher.
Oct. 1803:„Das von Ew. Wohlg. mir übersandte bedeutende Werk, habe ich mit vielem Antheil und zu meiner Belehrung durchgelesen.“ Es handelt sich um Reils„Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Kurmethode auf Geisteszerrüttungen.“ Goethe erbietet sich, für eine collective Recension zu sorgen, und schreibt am 21. 11. 1804 an Eichstädt:„Die hier zurückkommende Recension des Reilischen Werks ist interessant genug. Freylich dringt sie mit Animosität auf die schwachen Seiten dieser Schrift, lässt dem Guten wenig Gerechtigkeit widerfahren und schliesst auf eine sehr tückische Weise. Gerade im Gegentheile hat unser Recensent mit angenehmer liebevoller Manier die Sache behandelt und doch auch nichts, was zu erinnern wäre ausser Acht gelassen.“ Im Jahre 1825 erhielt er von M. Jacobi:„Sammlungen für die Heilkunde der Gemüthskrankheiten. Elberfeld. 2 Bände.“*) Gelesen wird er sie wohl nicht haben. Es kommt auch nichts darauf an, denn das, was Goethe im hohen Alter zugesandt worden ist, kann für unsere Zwecke kaum in Betracht kommen. Für die Werke sind hauptsächlich die Belehrungen wichtig, die er vor der italienischen Reise erhalten hat.
Wir müssen in der Hauptsache das, was Goethe über krankhafte Geisteszustände vorbringt, aus der Be
*) In einem Briefe vom 5. Mai 1825 schildert Jacobi die zukünftige Anstalt Siegburg. Langermann aber schreibt am 18. Juni 1824, Heimroth sei ein krankhaft zarter, mystischer Schleicher, Nasse treibe es noch ärger, und Jacobi sei ein armer Träumer.
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