Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Goethes geisteskranke Bekannte.

war zwar, solange er mit Goethe verkehrte, noch nicht ausgesprochen geisteskrank, jedoch konnte Goethe aus der späteren Krankheit auf die krankhafte Art der von ihm beobachteten Wunderlichkeiten Len­zens schliessen. Bedeutungsvoll scheint mir der Arzt Zimmermann zu sein. Er wohnte bekanntlich mit seiner Tochter eine Zeit lang bei Goethes Eltern, Goethe interessirte sich sehr für ihn und hat die meisten seiner Schriften gelesen. Zimmermann war durchaus eine krankhafte Natur und wurde später aus­gesprochen gemüthskrank.*) Besonders sein Buch über die Einsamkeit ist reich an Bemerkungen über geistige Störungen und an Beispielen. Durch Zimmer­mann, der viel von Haller handelt, wird. Goethe auch Näheres über die Geisteskrankheit des von ihm ver­ehrten Haller erfahren haben. Eine ganz persönliche Erfahrung erwarb sich Goethe im Jahre 1781:Eine alte Krankheit zerrüttet die Einsiedlische Familie, der

11.1.1755. Der junge Cl. sei in Tiefsinn verfallen, nach dem Examen rigorosum und nahe vor der Promotion. Ob es rath­sam sei, ihn nach Frankfurt kommen zu lassen.Dieser junge Mann hatte schon vor geraumer Zeit die fromme Absicht sein Herze von der argen Welt zu Gott zu wenden, der Erfolg aber hat gelehrt, dass er sich darin nicht recht finden können, indem Er mit dem bössen auch das gute verworfen, und wie mans sonst austrückt, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Er verliess nehmlich auf einmal alle menschliche Gesellschaft, hörte auf die Collegia zu besuchen, sass beständig über den Büchern, und gerieth dadurch nach und nach in einen solchen Tiefsinn, dass da seine Promotion so nahe ist, auch das Examen rigor. schon längstens vorüber, Er dadurch auser Stande gesetzet worden, solche rühmlich zu vollenden.

*) Wegen Lenzens und Zimmermanns vgl. das Spätere.