Die Hypochondrie bei Goethe.
In Wahrheit und Dichtung sagte Goethe von sich: „Schon von Hause hatte ich einen gewissen hypochondrischen Zug mitgebracht“[nach Leipzig].
Nach Kestner hat Jerusalem am Abende vor seinem Tode den italienischen Lehrer fortgeschickt,„weil er wieder seine Hypochondrie habe“. Auch Werther wird als Hypochonder bezeichnet.
Dass man die Hypochondrie gern mit den Zuständen des Darms in Zusammenhang brachte, zeigt ein ungewöhnlich derbes Gedicht des jungen Goethe, das Bernays mittheilt:„Als Nicolai die Freuden des jungen Werthers geschrieben hatte.“
In der italienischen Reise spricht Goethe von „Rousseaus hypochondrischem Jammer“. An H. v. Kleist tadelte er die nordische Schärfe des Hypochonders. Nach Joh. Falk hat er über H. v. Kleist gesagt:„Sein Hypochonder*) ist gar zu arg; er richtet ihn als Menschen und Dichter zu Grunde.“ Zu Eckermann sagt Goethe: „Er[Merck] fiel zuletzt in eine tiefe Hypochondrie als Folge seiner vielen Speculationen und endigte damit, sich zu erschiessen.“ Bei Riemer sagt Goethe wunderlich genug:„hypochondrisch seyn heisst nichts anderes als in’s Subject versinken. Wenn ich die Objecte aufgebe, kann ich nicht glauben, dass sie mich für ein Object gelten lassen; und ich hebe sie auf, weil ich glaube, sie hielten mich für kein Object“. Bei Eckermann sagt Goethe:„Der dritte Theil der an den
*) Diese wunderliche Ausdrucksweise kommt auch bei anderen Schriftstellern vor.