Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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lL Werthers Leiden.

In den Leiden des jungen Werthers hat Goethe bekanntlich Selbsterlebtes, Berichtetes und Freierfundenes vermengt. Seine eigene Liebe zu einem verlobten Mädchen endete damit, dass er sich zurückzog und

anderweit verliebte. Der Selbstmord des jungen Je­rusalem brachte ihn auf die Idee, die Darstellung des von ihm Erfahrenen zum Umgünstigen umzu­biegen und den Helden durch Selbstmord endigen zu lassen.

Werther wird von vornherein als ein überaus em­pfindsamer und leidenschaftlicher Jüngling geschildert. Er schwärmt für Natur und Poesie, hat Abneigung gegen Berufsarbeit. Im Wesentlichen ist der Werther des ersten Theils Goethe selbst, doch hat Goethe offen­bar dem Bilde im Hinblicke auf den zweiten Theil einige Lichter aufgesetzt. Am Ende des ersten Theiles flieht Werther ebenso, wie Goethe geflohen war. Er versucht sich dann in der diplomatischen Laufbahn, hat Aerger mit einem engherzigen Vorgesetzten, wird