Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Lila.

Kleide angethan und mit Blumen geschmückt ist, her­vor und wird von ihren Schwestern u. 5$. W. umringt. Sie erkennt diese trotz der Vermummung, lässt sich küssen und umarmen. Der Magus erklärt ihr:du bist am Ziele, und führt ihr den Baronin Haus­kleidern entgegen. Die Genesene erklärt:Ich habe dich, Geliebter, wieder, umarme dich, o bester Mann! Es beben alle mir die Glieder vom Glück, das ich nicht fassen kann. Mit freudigen Gesängen schliesst das Stück.

Wenn auch die Fabel der Lila Goethen gegeben wurde, so steckte doch in ihr eine Idee, in der er sein Eigenthum wiederfand, und die ihm die Bearbeitung sympathisch machte. Ich meine den Gedanken, dass man sich aus krankhaften Verstimmungen befreien könne durch entschiedene Hinwendung zum Wirk­lichen. Der Beweis dafür, dass Goethe Heilungen krankhafter Seelenzustände durch Belehrung, durch den Hinweis auf thätige Naturbetrachtung für möglich hielt, wird dadurch gegeben, dass er selbst, freilich ganz erfolglos, eine solche Kur versucht hat. In dem­selben Jahre, in dem Lila erschien, hatte er von einem Candidaten Plessing Briefe bekommen, in denen dieser seine hypochondrisch- melancholische Verstimmung schilderte und um Hilfe bat. Im December unternahm Goethe seine Harzreise und besuchte Plessing, der in Wernigerode bei seinem Vater wohnte. Goethe führte sich als Landschaftmaler aus Gotha ein, erzählte von Weimar, schilderte die dortigen Zustände und ent­schuldigte Goethes bisheriges Schweigen durch dessen