Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
68
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der Zuschauer fragen, warum Clavigo sich nicht da­durch aus seiner fatalen Lage befreit, dass er das todt­kranke Mädchen heirathet und dann ihren Tod ab­wartet.

Im Grosskophta ist der Graf zwar nicht als krank geschildert, aber er simulirt wenigstens etwas Pathologisches. Goethe interessirte sich bekanntlich sehr für Cagliostro, er suchte seine Familie in Sicilien auf, und verfolgte die Sache mit grossem Eifer. Ob Cagliostro ein einfacher Schwindler oder ein hysterischer Schwindler gewesen ist, weiss ich nicht. Bei Goethe ist die Sache so dargestellt, dass(im 5. Auftritt des 2. Aufzuges) ein sogenannter Trance-Zustand des Grafen so beschrieben wird, dass man annehmen muss, er sei simulirt. Der Graf wird plötzlich starr und unempfind­lich, nach einiger Zeit erwacht er mit dem Rufe: Halt ein Schwager! Hier will ich aussteigen. Er erzählt dann, ein Hilferuf aus Amerika sei zu ihm gedrungen, er sei im Geiste nach Amerika geeilt, und er bemerkt, das Erwachen aus solchen Schlafzuständen vollziehe sich bei ihm immer in der gleichen Weise. Auch das Me­dium des Grafen ist eine Betrügerin. Das Krystall­Schauen ist ein altes Zauberverfahren. Lässt man eine geeignete Person, am besten ein Kind oder ein junges Mädchen, eine Zeit lang in einen Krystall, auf eine glänzende Fläche, oder in ein Glas mit Wasser sehen, so sieht sie darin wie in einer Camera obscura Figuren und allerhand Dinge. Man will dadurch Aufschluss