Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Wilhelm Meister.

knüpfen und abzuschliessen, die arg romanhafte Er­zählung der Markese hinzugefügt haben(gegen die auch Knebel in einem Briefe vom 1. 9. 1796 gerechte Bedenken äussert), ohne zu bemerken, dass das Alte nicht recht zu dem Neuen stimmte. Bekanntlich sind die Lehrjahre unter Schillers Einwirken etwas rasch abgeschlossen worden. Dadurch erklärt sich wohl das weniger glücklich Gerathene.

Im Anfange wird der Harfner als ein ganz alter Mann geschildert. Sein kahler Scheitel war von wenig grauen Haaren umkränzt, er hatte weisse Augenbrauen, grosse blaue, sanfte Augen, eine wohlgebildete Nase, einen langen weissen Bart, einen schlanken Körper. Gewöhnlich wird erder Alte genannt. Er singt viele deutsche Lieder, spricht ungern, aber alles, was er sagt, ist verständig. In einer langen Unterredung, die Wilhelm mit ihm hat, antwortet der Alte anmuthig auf alles und mit der reinsten Uebereinstimmung durch Anklänge, wobei alle verwandten Empfindungen rege werden. Später wird er ausgesandt, um die Amazone zu suchen, und benimmt sich dabei sehr vernünftig. Dass hinter ihm etwas Sonderbares steckt, erfährt man anfänglich nur daraus, dass er im Stillen weint und singt. Später wird das Pathologische deutlicher: Der Alte erklärt, er wolle fort, er müsse unstet und flüchtig sein, er bringe seiner Umgebung Unglück, er deutet auf ein schaudervolles Geheimniss hin, auf die Rache, die ihn verfolgt. Bei diesen Erklärungen weint er, und in seinen Augen glüht ein sonderbares Feuer. Mit Mignon hält er gute Freundschaft, aber der Knabe