Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Der Harfenspieler.

VII. Wilhelm Meister.

l. Der Harfenspieler.

Der Umstand, dass Goethe den Wilhelm Meister immer und immer wieder liegen liess, an ihm zu ganz verschiedenen Zeiten arbeitete,*) hat offenbar auch die Figur des Harfenspielers zu Schaden kommen lassen. Man kann nicht annehmen, dass alles, was von ihm erzählt wird, einem Entwurfe entstamme. Zuerst hat Goethe wahrscheinlich Mignon und den Harfner als Contrastfiguren hingestellt und sich an diesem Bilde erfreut. Demnächst mag im Laufe der Erzählung die Geisteskrankheit des Harfners entstanden sein. Viel später muss Goethe in dem Bedürfnisse, alles zu ver­

*)Er[Goethe] hat hier[in Jena] einem Menschen selbst gestanden, dass er nicht mehr fähig wäre, sich seiner ersten Jugendeindrücke so lebhaft zu erinnern, als er es im Wilhelm gethan hat; denn die Lebhaftigkeit des Gedächtnisses, mit welcher er denMeister vor funfzehn Jahren entworfen habe, sei ihm nun bei der Ausfeilung ganz fremd geworden.(Biedermanns Gespräche I. p. 168. Aus D. Veits Brief vom 8. Febr. 1795.)