Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Wahlverwandtschaften, Wanderjahre und kleinere Erzählungen.

einen bestimmten Weg zu gehen, sie empfindet dabei einen ganz eigenen Schauer und bekommt ihr Kopf­weh an der linken Seite. Es stellt sich heraus, daß an jener Stelle in einiger Tiefe Steinkohlen liegen. In­folgedessen werden mit dem schönen Kinde Versuche angestellt. Es wird ein Apparat von goldenen Ringen, Markasiten[Eisenkies] und anderen metallischen Sub­stanzen gebracht, und die Versuchsperson muß an Fäden schwebende Metalle über liegenden Metallen halten. In Charlottens Hand bleibt der Faden ruhig. Ottiliehielt den Pendel noch ruhiger, unbefangener, unbewusster über die unterliegenden Metalle: aber in dem Augenblicke ward das schwebende wie in einem entschiedenen Wirbel fortgerissen und drehte sich, je nachdem man die Unterlage wechselte, bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, jetzt in Kreisen, jetzt in Ellipsen, oder nahm seinen Schwung in ge­raden Linien. Bei Wiederholung der Versuche tritt das Kopfweh ein. Düntzer bemerkt zu diesen Ex­perimenten, dass damals die Versuche der Rhabdo­mantie, des Fühlens von unterirdischen Metallen, Mineralien und Wässern, die man 18067 mit dem Italiener Campetti angestellt hatte, berühmt waren. Schelling habe sich darüber in einer Notiz über die Eigenschaften der Erz- und Wasser- Fühler aus­gesprochen. Bekanntlich war das Urbild der Ottilie Minna Herzlieb(1789 bis 1865), die Goethe in From­manns Hause kennen lernte. Diese Minna war in hohem Grade pathologisch(sie starb ‚geisteskrank in Görlitz), und Goethe wird wohl vielfach bei Schil­