Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
138
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Wahlverwandtschaften, Wanderjahre und kleinere Erzählungen.

In Wirklichkeit aber ist sie nicht krank, sondern nur durch ihre merkwürdigen inneren Zustände zur Ab­trennung genöthigt.Makarie befindet sich zu unserem Sonnensystem in einem Verhältniss, welches man aus­zusprechen kaum wagen darf. Im Geiste, der Seele, der Einbildungskraft hegt sie, schaut sie es nicht nur, sondern sie macht gleichsam einen Theil desselben: sie sieht sich in jenen himmlischen Kreisen mit fort­gezogen, aber auf eine ganz eigene Art; sie wandelt seit ihrer Kindheit um die Sonne und zwar, wie nun entdeckt ist, in einer Spirale, sich immer mehr vom Mittelpunkt entfernend und nach den äusseren Regionen hinkreisend. Ich muss gestehen, dass ich mir bei diesen Angaben gar nichts denken kann. Man möchte glauben, Goethe habe die Leser mit diesen Geheim­nissen ein wenig mystificiren wollen. Düntzer meint, manche Züge zu Makarien habe dem Dichterohne Zweifel Frau von Stein dargeboten, die von frühester Jugend an sich von den Sternen wunderbar angezogen gefühlt habe und noch im höchsten Alter den Be­obachtungen der Gestirnwelt nachhing. Das ist ganz unwahrscheinlich, und erfreulicher würde dadurch die in Spirallinien von der Sonne weglaufende Makarie nicht.

In Wirklichkeit wird Goethe an Fräulein v. Kletten­berg gedacht haben. Durch diese hatte er Swedenborg kennen lernen. Nach Swedenborg aber, mit dem sich die Klettenberg in ihren späteren Jahren immer mehr beschäftigte, giebt es Geister, deren einziges Verlangen darin besteht, sich Kenntnisse zu erwerben, und denen es erlaubt ist, umherzuschweifen, auch zur Gewinnung