Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
143
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Goethes Glaube an das Wunderbare.

VILLA

lebt hat: Ekstase, Levitation, Telepathie u.s.w. Ge­legentlich sagt er:Ihn berechtigten jedoch zu einer so seltsamen Pädagogik die ausserordentlichsten, zwischen den höchst geistigen und höchst körperlichen schwebend erscheinenden Naturgaben: Gefühl einer sich nahenden noch ungesehenen Person, Ahnung entfernter Begeben­heit, Bewusstsein der Gedanken eines vor ihm Stehenden, Nöthigung anderer zu seinen Gedanken.

Wie schon erwähnt, hat B. Cellini Ahnungen und geheime Antriebe, als fasste ihn jemand und spräche zu ihm.

Goethe hat zwar zu Riemer gesagt:Der Aber­glaube ist den Dichtern zuträglich, indessen ist es wohl sicher, dass wenigstens der alte Goethe in den Berichten über das Wunderbare nicht nur Aberglauben gesehen hat. Es entspricht vollständig seiner zarten und scheuen Art zu denken, dass er nicht alles ab­lehnte, was unserer alltäglichen Erfahrung zu wider­sprechen scheint. Er stand dem Unerkannten mit Ehr­furcht gegenüber und war nicht geneigt, mit den plumpen Geistern zu schreien: alles, was ich nicht be­greife, ist Betrug. Er begnügte sich gern mit Andeu­tungen. Je älter er wurde, um so mehr liebte er eine geheimnissvolle Ausdrucksweise. Mit Vorliebe sprach er vondem Dämonischen. Trotz vieler Aeusserungen kann man nicht recht sagen, was er sich dabei ge­dacht hat.Das Dämonische, sagte er zu Eckermann, ist dasjenige, was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist. In meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unterworfen. Das Dämonische äussere