Aesthetik ist mit Physiologie und Pathologie verbunden.
Goethe das dichterisch erfasste Bild des wirklichen Lebens finden, deshalb sind seine Darstellungen so reich an pathologischen Zügen und an Hinweisen auf das Pathologische.
Die folgende Bemerkung über Schiller, besonders deren von mir gesperrte Worte, hätte ich meiner Abhandlung geradezu als Leitspruch vorausstellen können. „Die meisten Stellen[Schillers], an welchen Tieck etwas auszusetzen hat, finde ich Ursache als pathologische zu betrachten. Hätte nicht Schiller an einer langsam tödtenden Krankheit gelitten, so sähe das alles ganz anders aus. Unsere Correspondenz, welche die Umstände, unter welchen Wallenstein geschrieben worden, auf’s Deutlichste vorlegt, wird hierüber den wahrhaft Denkenden zu den würdigsten Betrachtungen veranlassen und unsere Aesthetik immer enger mit Physiologie, Pathologie und Physik vereinigen, um die Bedingungen zu erkennen, welchen einzelne Menschen sowohl als ganze Nationen, die allgemeinsten Weltepochen so gut als der heutige Tag unterworfen sind.“ Was Goethe mit dem Pathologischen bei Schiller meinte, zeigt eine Aeusserung an Eckermann:„Schiller hat nie viel getrunken, er war sehr mässig; aber in Solchen Augenblicken körperlicher Schwäche suchte er seine Kräfte durch etwas Liqueur oder ähnliches Spirituoses zu steigern. Dies aber zehrte an seiner Gesundheit und war auch den Productionen selbst Schädlich. Denn was gescheite Köpfe an seinen Sachen aussetzen, leite ich aus dieser Quelle her.